Bütler Heinrich (1907–1976)

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Portrait von Bütler Heinrich (1907–1976)
Portrait von Heinrich Bütler (1907–1976), am Chomer Fäscht 1958

Vorname: Heinrich
Nachname: Bütler
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 26. Mai 1907
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 19. März 1976
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Theologe, Journalist, Lehrer
Amt: Oberrichter
Religion: römisch-katholisch
Partei: Katholisch-Konservative Partei

Heinrich Bütler-Busemann war ein Chamer Theologe, Zeitungsredaktor, Agenturjournalist, Autor, Erziehungsrat und Oberrichter. 1961 wurde er der erste vollamtliche Schulinspektor des Kantons Zug.



Heinrich Bütler, Chefredaktor der Zuger Nachrichten
Mary Bütler-Busemann (1909–2001)


Stationen

1907 Heinrich Bütler kommt am 26. Mai in Cham zur Welt. [1] Er wächst im Quartier «Städtli» auf [2], besucht die Primar- und Sekundarschule in Cham und das Gymnasium in Einsiedeln. Er studiert in Luzern und Freiburg im Breisgau Theologie.

1934 Bütler wird Redaktor der konservativen Zuger Nachrichten. Er ist in dieser Funktion Nachfolger von Philipp Etter (1891–1977), der in den Bundesrat gewählt wird. Bütler bleibt den «Zuger Nachrichten» treu bis 1960. Gleichzeitig wirkt er während 20 Jahren als Berichterstatter der Schweizerischen Depeschenagentur SDA. [3]

1937 Bütler ist Mitbegründer des Taubstummenvereins des Kantons Zug und bis 1971 dessen Präsident.

1938 Bütler wird zum nebenamtlichen Schulinspektor ernannt. Fast vierzig Jahre lang macht er jeden Tag zwei bis drei Inspektionsbesuche und erstellt so pro Jahr 600 Schulberichte. Die Besuche sind umso aufwändiger, als Bütler kein eigenes Auto zur Verfügung steht. [4] Grossen Ärger bereiten ihm Lehrpersonen, die sich der Ironie bedienen, um Schülerinnen oder Schüler ins Abseits zu stellen: «Abzulehnen sind … ironische Lehrer und langweilige. Ein Lehrer jedoch, der Humor hat und jede Ironie vermeidet und gut präpariert ist, ist allen Lobes wert.» [5]

1940 Der Regierungsrat wählt Bütler in den Erziehungsrat (bis 1974). [6]

1941 Das Volk wählt Heinrich Bütler als Oberrichter (bis 1960) [7], zudem wird er Mitglied der Justizkommission und erster Präsident des Jugendgerichts. [8] Bis 1969 amtet er zudem als Präsident der Schutzaufsichtskommission.

1944 Heinrich Bütler ist noch immer Redaktor der «Zuger Nachrichten». In dieser schreibt er – aus heutiger Sicht sehr problematisch – bezüglich des Holocausts von der «jüdischen Mitschuld»: Die Juden «verbrennen heute dafür in den Öfen ihrer Neider.» [9]

1948 Heinrich Bütler wird Geschäftsführer des Schweizerischen Katholischen Pressevereins SKPV (bis 1973).

1961 Bütler tritt als Oberrichter zurück, übergibt die Redaktion der «Zuger Nachrichten» und wird erster vollamtlicher Schulinspektor des Kantons Zug. [10]

1971 Die Mitglieder des Taubstummenvereins des Kantons Zug tragen Bütler die Ehrenpräsidentschaft an.

1976 Bütler stirbt nach längerem Leiden im 69. Lebensjahr am 19. März. [11]


Der Unermüdliche

Bütler war nicht nur Redaktor, Richter und Schulinspektor. Er engagiert sich auch ehrenamtlich. So ist er 14 Jahre im Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug GGZ und der Pro Juventute. Bis 1971 ist Bütler Präsident des Seraphischen Liebeswerks und damit nomineller Vormund von gegen 50 Kindern. Während 26 Jahren ist er Mitglied des Parteivorstands der CVP, während 8 Jahren auch deren Sekretär. Schliesslich ist Bütler verheiratet mit Maria Busemann (genannt Mary, 1909–2001) und Vater von drei Kindern. Die «Lauterkeit des Charakters und die Reinheit der Gesinnung waren Wesenszüge» von Heinrich Bütler. [12]


Ein Gedicht

Der Zuger Rechtsanwalt und Autor Paul Stadlin (1919–2008) verfasste nach dem Ableben Bütlers ein Gedicht für seinen Freund:


«Mir hend en alli möge
und är üs grad no mee:
Wär hätt nid syni Aeugli
bim Höckle lüüchte gsee ...

D'Chind hend de Schuelinspäkter
nid gefürchted, d'Leerer nid;
er hed Freud ghaa a Sprüchli
und gschribe hed er gschyd!
(...)

Er hed vo andere Mäntsche
nie Bööses z'prichte ghaa;
doch sy Ueberzüügig
hed er nie uufggää draa.

Au i de Chrankestube
her er sys Päckli treid,
er hed de Tood nid gschoche
das hed er mängisch gseid.

Drum lönd e iez lo rue,
de Zabli hed sy Zyt
guet gnützt; er hed's verdienet:
de Himmer syg em wyt ...» [13]


Wichtige Publikationen Bütlers

  • Der Chamer Jahrmarkt, in: Zuger Kalender 1962, S. 52–54
  • Eingefangene Bildchen vom Zuger Zuchtstiermarkt, in: Zuger Kalender 1976, S. 74–78
  • Erinnerungen eines langjährigen Schulinspektors, in: Zuger Kalender 1977, S. 72–76
  • Festliche Trachtentage in Zug, in: Heimatleben 29, 1956, Nr. 4, S. 79–84
  • Tschurimurriaden, Hintersinnige Verse, Zug 1968
  • Über die Dorfbrücke, in: Zuger Kalender 1973, S. 66–70
  • Wie ich damals den Chamer Jahrmarkt erlebte, in: Zuger Kalender 1962, S. 40f.


Einzelnachweise

  1. Zuger Historiographen, 125 Jahre Zuger Verein für Heimatgeschichte, Zug 1977, S. 63f
  2. Bütler, Heinrich, Über die Dorfbrücke, in: Zuger Kalender 1973, S. 66
  3. Zuger Neujahrsblatt 1937, Chronik 01.07.1934
  4. Bütler, Heinrich, Erinnerungen eines langjährigen Schulinspektors, in: Zuger Kalender 1977, S. 72
  5. Bütler, Heinrich, Erinnerungen eines langjährigen Schulinspektors, in: Zuger Kalender 1977, S. 73
  6. Zuger Neujahrsblatt 1942, Chronik 22.06.1940
  7. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  8. Zuger Neujahrsblatt 1942, Chronik, 22.06.1940
  9. Zuger Nachrichten 1944, zit. n. Lang, Josef, Zuger Nachrichten und Auschwitz, in: Bulletin Alternative – Die Grünen Zug, Nr. 1, März 2020, S. 19
  10. Zuger Neujahrsblatt 1962, Chronik 31.12.1960
  11. Zuger Neujahrsblatt 1967, Chronik 19.03.1976
  12. Bütler, Heinrich, Erinnerungen eines langjährigen Schulinspektors, in: Zuger Kalender 1977, S. 133
  13. Zuger Nachrichten, 23.03.1976