Stucky-Walder Emma (1899–1998)

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Portrait von Stucky-Walder Emma (1899–1998)
Portrait von Emma Stucky-Walder (1899–1998)

Vorname: Emma
Nachname: Stucky-Walder
Geschlecht: weiblich
Geburts­datum: 12. Oktober 1899
Geburt­sort: Männedorf ZH
Todes­datum: 12. Januar 1998
Todes­ort: Unterägeri ZG
Beruf: Dr. rer. pol., Familienfrau, Sozialarbeiterin
Religion: evangelisch-reformiert

Emma Stucky-Walder war eine hochbegabte Frau, studierte in der Schweiz und in den Vereinigten Staaten Ökonomie. Später war sie ihrem Mann, dem protestantischen Pfarrer Fritz Stucky, in der Gemeindeseelsorge eine starke Stütze.



Emma Walder in jungen Jahren, undatiert (vor 1930)
Emma Stucky-Walder, Porträt, 1925
Unterwegs in den Bergen: Emma, Fritz, Dieter, unbekannte Person, 1943
Emma Stucky-Walder, undatiert (vor 1960)
Emma-Stucky-Walder im Alter, undatiert (nach 1980)


Stationen

1899 Emma Walder kommt am 12. Oktober in Männedorf ZH als erstes Kind von Gottfried Walder und Berta Hedwig Walder-Rämann auf die Welt.

Zwei Jahre später kommen die Zwillingsschwestern Gret und Frieda hinzu. Die drei Mädchen, so unterschiedlich sie sind, ergänzen sich ausgezeichnet und erleben im grossen Elternhaus mit viel Umschwung, Remise, Stall und Badehäuschen direkt am Zürichsee eine sonnige und fröhliche Jugend. [1]

ab 1907 Emmas aussergewöhnliche Intelligenz fällt bald auf. In der Schule ist sie ohne grosse Anstrengung immer die Klassenbeste. Den Eltern stellt sich die Frage, ob sie die begabte Tochter ins Gymnasium ins ferne Zürich schicken sollen – für ein Mädchen einer Bauerngemeinde wie Männedorf ist das damals ein ungewöhnlicher Schritt. Die Eltern zeigen sich dem Wunsch der Tochter und dem Drängen der Lehrer gegenüber aufgeschlossen. Sie durchläuft in Zürich die Höhere Töchterschule, wiederum an der Spitze der Klasse, und schliesst nach Ende des Ersten Weltkriegs mit der Matura ab. [2]

1918 Emma Walder absolviert ein jähriges Praktikum in einer Spinnerei und Weberei in Hätzingen GL. Sie und ihre Freundin leben in einem Heim. Sie sieht die Nöte, aber auch Torheiten ihrer Berufskolleginnen und wird bald zur Anlaufstelle für alle möglichen Beratungen und Dienste.

1919 Emma beginnt ihr Ökonomie-Studium an der Universität Bern.

1921/1922 Emma studiert für eineinhalb Jahre an der amerikanischen Elite-Universität Bryn Mawr College, Pennsylvania, was in der damaligen Zeit für eine Frau schon fast sensationell ist. [3]

In New York trifft sie den Schweizer Fritz Stucky (1895–1966), den sie von früher flüchtig kennt und der sich dem Studium der Theologie widmet. Sie verlieben sich und verloben sich im Hyde Park. Gemeinsam fahren sie mit dem Dampfschiff zurück nach Europa. [4]

1922 Wieder zurück in Bern schreibt sie auf Anregung von Professor Naum Reichesberg (1867–1928) ihre Dissertation zum Thema «Die Beteiligung der Frau in der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung» und schliesst als Dr. rer. pol. ab. Ihren Doktortitel unterschlägt Emma Walder geflissentlich, ärgert sich gar, wenn Postanschriften mit dem «Dr.» eintreffen. Sie begründet diese Ablehnung damit, dass die Nennung des Titels den Zugang zu ihren Gemeindegliedern behindert. [5]

1925 Am 31. August verheiratet sie sich mit Friedrich Stucky, der nun als Jugendsekretär der Stadt Basel tätig ist. So wird Basel zu ihrem ersten Wohnort, wo auch alle vier Kinder zur Welt kommen, zuerst die Tochter Silvia (1927–2015), dann Fritz (1929–2014), Georg (1930–2020) und mit etwas Abstand Dieter. Der Vater ist unter anderem mit Programmen zur Beschäftigung arbeitsloser Jugendlicher engagiert und oft weg. [6]

1938 Fritz Stucky wird zum protestantischen Pfarrer in Cham gewählt. Die Familie zieht ins Pfarrhaus an der Sinserstrasse 21. In der Gemeindearbeit wurde er von seiner Frau Emma, einer Pfarrfrau alter Schule, stark unterstützt. Altersstube, Frauenverein, Müttergruppe, Sonntagsschule und auch die Erziehung der vier Kinder waren vornehmlichen ihre Aufgaben.

Emma widmet sich hauptsächlich der Erziehung der vier Kinder, ist aber sehr oft mit Tat und Rat für ihren Mann zur Stelle. [7]

1961 Pfarrer Stucky tritt in den Ruhestand. Das Paar zieht ins Tessin, wo sie sich ihren Traum erfüllen und ein von Sohn Fritz, von Beruf Architekt, entworfenes Haus in San Nazzaro beziehen. [8]

Bei ihrem Temperament kann bei Emma Stucky keine Rede von Ruhestand sein. [9] San Nazzaro entwickelt sich zur Sub-Kirchgemeinde von Bellinzona, und ein Kirchlein wird gebaut. Emma Stucky macht Hausbesuche, sorgt für die Predigtpläne, die Jugendgruppen oder den Kirchenbazar.

1966 Fritz Stucky stirbt im Alter von 71 Jahren. Als Witwe bleibt Emma Stucky aktiv wie zuvor. Besonders freut sie sich an den kleinen Gästen, ihren Enkeln, die sich gerne an die Zeit bei ihr erinnern, je nach Alter, sei dies an Ausflüge, an Schifffahrten auf dem Lago Maggiore, selbstgemachte Himbeerglace oder lärmige Siebenschläfer. [10]

1970 Bald kennt Emma die halbe Bevölkerung des Gambarogno. Kein Wunder, dass die Väter der politischen Gemeinde noch an sie herantreten, ob sie im Grossen Gemeinderat Einsatz nehmen könnte, sie bräuchten jemand, der Briefe in gutem Deutsch verfassen könne. Sie lehnt unter Hinweis auf ihre 75 Jahre dankend ab. [11]

1988 Bei Emma Stucky machen sich körperliche Gebrechen bemerkbar, vor allem die Sehkraft nimmt ab. Sie entschliesst sich, in ein Heim zu ziehen, und zwar ins «oltre San Gottardo», um ihren Kindern und Enkeln näher zu sein. Bevor sie im Altersheim «Chlösterli» in Unterägeri einziehen kann, wohnt sie ein halbes Jahr im «Haus der Stille» der reformierten Kirche im Kloster Kappel am Albis. Es gefällt ihr dort ausgezeichnet, denn sie kann dort auch geistige Nahrung empfangen und an Diskussionen teilnehmen. [12]

1991 Emma Stucky wechselt ins Altersheim «Chlösterli» in Unterägeri.

1998 Emma Stucky-Walter stirbt am 12. Januar in Unterägeri.


Würdigung

Emma Stucky war ein ausgeprägt sozialer Mensch: Sie begegnete jedermann positiv, tolerierte andere Gesichtspunkte, kritisierte äusserst selten, auch wenn sie sich ihre eigene Meinung bildete. Sie konnte gut zuhören, nur liess sie sich manchmal nur zu leicht einspannen. [13]

Zu ihrer Hochzeit im Jahr 1925 rezitieren ihre Zwillingsschwestern folgende Strophen:

Zur Grosse mit ihrer Selbständigkeit,
wo sich immer mit Pathos is Züg leit,
hand die Chline Vertraue, wie später die Schwache, die arme Lüt und alli eifache
Wäse, dene die wüescht ruchi Wält
in eim furt zuesetzt und s'Läbe vergällt. [14]


Einzelnachweise

  1. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 1 (Januar 1998)
  2. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 1 (Januar 1998)
  3. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 2 (Januar 1998)
  4. Stucky-Walder Emma (1899–1988), Nachruf auf Fritz Stucky-Walder (1895–1966), 1966
  5. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 2 (Januar 1998)
  6. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 2 (Januar 1998)
  7. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 3 (Januar 1998)
  8. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 3 (Januar 1998)
  9. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 3 (Januar 1998)
  10. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 3 (Januar 1998)
  11. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 3 (Januar 1998)
  12. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 3 (Januar 1998)
  13. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 3 (Januar 1998)
  14. Stucky Georg, Baar, Nachruf auf Stucky-Walder Emma (1899–1998), S. 3 (Januar 1998)