Kaufmann Lina (1903–1999)

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Portrait von Kaufmann Lina (1903–1999)
Portrait von Lina Kaufmann (1903–1999)

Vorname: Lina
Nachname: Kaufmann
Geschlecht: weiblich
Geburts­datum: 30. Mai 1903
Geburt­sort: Möhlin AG
Todes­datum: 25. Januar 1999
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Sozialarbeiterin

Lina Kaufmann arbeitete in der Papierfabrik Cham als «Fürsorgerin», heute würde man ihre Funktion als Sozialarbeit bezeichnen. Sie war eine wichtige Ansprechpartnerin für die Belegschaft und deren Familien.



Lina Kaufmann im Alter


Stationen

1903 Lina Kaufmann kommt am 30. Mai in Möhlin AG zur Welt und wächst als Halbwaise auf, was ihr Bewusstsein für soziale Zustände von klein auf schärft. Sie lernt den Beruf einer Serviceangestellten und arbeitet in einem Hotel in Leukerbad VS sowie als Kindermädchen in Paris. [1]

1935 Im Alter von 32 Jahren wagt Lina Kaufmann eine Neuorientierung: Sie besucht die «Soziale Frauenschule» in Zürich, wo sie sich zur Fürsorgerin ausbilden lässt. [2]

1938 Nach der Zusatzausbildung kommt Lina Kaufmann nach Cham in die Papierfabrik Cham. Als Fabrikfürsorgerin ist sie die soziale Anlaufstelle für die Nöte der Belegschaft und deren Familien. Sie betreut Sozialfälle, hilft bei Krankheitsfällen, auch bei den Angestellten zuhause, sie interveniert für andere Lebensweisen und erstellt bei Überschuldungen Monatsbudgets und Zahlungspläne. Sie ist eine Art «Firmen-Spitex». [3]

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Sie war ein wichtiger Teil der grossen «Papieri-Familie», wie sie es nannte: Als «Fürsorgerin» war Lina Kaufmann wie eine Mutter der Fabrik.


1963 Am 31. März geht Lina Kaufmann vorzeitig in Pension. Doch sie lässt es sich nicht nehmen, im Herbst das 18-tägige Ferienlager von Papierfabrik-Kindern in Morschach SZ zu leiten. Die Kinder verabschieden sich vom geliebten «Fräulein Kaufmann»: «So scheiden wir mit Sang und Klang, leb wohl Du schöner Wald!». Die 13 Kinder waren im Alter zwischen 4 und 12 Jahren, die Lagerkosten übernahm die Papieri. Lina Kaufmann hatte auch bei den Ferienlager ihre Prinzipien: «Lagerleben ist aber nicht nur Genuss und Freiheit. Gelegentlicher Verzicht, Drill und Anpassung sind unerlässlich, um sich frei zu fühlen.» [4]

1964 Die frisch pensionierte Lina Kaufmann leitet eine Senioren-Wandergruppe. Zudem ist sie weiterhin bei der Christkatholischen Kirche aktiv, nur selten lässt sich einen Gottesdienst in der Christkatholischen Kirche Luzern aus; sie schenkt jeweils nach der Messe den Kaffee aus. [5]

1999 Lina Kaufmann stirbt am 25. Januar im 96. Lebensjahr. [6]


Würdigung

Das «Fräulein Kaufmann» war fabrikintern eine Institution. Obwohl klein gewachsen, war sie sehr beweglich und engagiert. Aber sie konnte auch resolut sein, wenn es angezeigt war. Zu ihrem Abschied schrieb Vizedirektor Robert Naville-Ferrière (1913–2006): «Es war nicht leicht, das Vertrauen der Arbeiterschaft zu erwerben und sich Eingang zu verschaffen, auch dort, wo Hilfe dringend notwendig war. Wieviel Müttern hat sie in diesen 25 Jahren über schwere Zeiten hinweggeholfen und wieviele Kinder verdanken die Gesundheit ihrer Fürsorge und Pflege.» [7]


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 118
  2. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 118
  3. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 118
  4. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 118
  5. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 118
  6. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 118
  7. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 118