Kaufmann Schwester Maria Ottilia (Elisabeth) (1821–1865)
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Schwester Maria Ottilia Kaufmann war eine Ordensfrau. Sie stand zeitweilig den Schwestern von Baldegg vor und war 1859 eine der Mitgründerinnen des Klosters Heiligkreuz in Cham.
Stationen
1821 Elisabeth Kaufmann kommt am 28. Oktober in Cham zur Welt. Sie ist die Tochter von Wolfgang und Marie Kaufmann-Fähndrich. [1]
1844 Die junge Elisabeth tritt am 16. Juni in die Arbeitsschule am Institut der Baldegger Schwestern ein (bis 1848). [2]
1846 Elisabeth tritt der Gemeinschaft der Baldegger Schwestern bei und nennt sich jetzt Schwester Maria Ottilia. [3]
1851 Gerade mal 30 Jahre alt, wird Maria Ottilia Kaufmann bereits die Vorsteherin der Baldegger Schwestern (bis 1858). [4]
1853–1855 Die Luzerner Kantonsregierung verbietet den Baldegger Schwestern ihre Lehrtätigkeit und die Niederlassung im Luzerner Kantonsgebiet. [5] Schwester M. Ottilia Kaufmann fühlt sich als Vorsteherin für ihre Gemeinschaft verantwortlich und erinnert sich an ihre Heimat Cham. So kommt es, dass vier Schwestern mit zehn Kosttöchtern in den Kanton Zug umziehen. [6] Nach einem kurzen Aufenthalt bei Kantonsrichter und Grossrat Johann Balthasar Bütler (1801–1854) in Chämleten (Gemeinde Hünenberg) gelangen die vertriebenen Schwestern nach Cham. Sie finden Unterschlupf im Haus «Gigeriweid» (heute Schulhausstrasse), gleich gegenüber des damaligen Gemeindehauses. [7] Im Ortskern von Cham führen die Schwestern alsbald eine private Mädchenschule, die schon 1854 in eine öffentliche Schule umgewandelt wird. Im November 1855 wohnen die Schwestern zur Miete im Gemeindehaus. [8]
1856 Die Gemeinschaft hat zu wenig Platz, auch weil der Orden laufend neue Novizinnen aufnimmt. So halten die Schwestern nach Alternativen Ausschau. Sie finden den kleinen Bauernhof von Fridolin Suter beim Heiligen Kreuz von Lindencham: Mit dabei sind die Kapelle, das Haus und fünf Jucharten Land, was in etwa 150 Aren entspricht. [9] Eine Art Beirat steht den Schwestern mit Rat und Tat zur Seite, zusammengesetzt aus Professor Joseph Heinrich Suter (1779–1860) aus Solothurn, Direktor Josef Leonz Blum (1786–1859) aus Baldegg, dem Chamer Arzt Dr. Alois Baumgartner (1819–1869) und Ratsherr Moritz Baumgartner (1820–1872), Landwirt und Obermüller. Dieser Beirat ist später die Keimzelle für die offizielle Hilfsgesellschaft. Beim Kauf des Bauernhof tritt der lokal bestens vernetzte und abgestützte Moritz Baumgartner als Strohmann auf, um Land und Gebäude «für die Schwesterngenossenschaft sicherzustellen». Vom Kaufpreis von 9500 Franken bezahlt Schwester Ottilia Kaufmann den grössten Einzelbeitrag mit 1300 Franken; Professor Suter steuert 600 Franken bei, Direktor Blum 150 Franken. [10]
1859 Schwester Maria Ottilia errichtet, dank der gütigen Hilfe von Gönnern und dem Beirat, bei der Heiligkreuz-Kapelle in Lindencham das Kloster und Institut Baldegg-Cham. Gleichzeitig übernehmen die Schwestern die Ordensregeln des heiligen Franziskus von Assisi. [11]
1862 Die franziskanische Schwesterngemeinschaft zum Heiligen Kreuz in Lindencham spaltet sich von den Baldegger Schwestern ab. [12]
1863 Schwester M. Ottilia Kaufmann wird durch ein «Gehörleiden» beeinträchtigt. Sie schreibt: «Erweisen Sie mir die grosse Wohltat und dispensieren Sie mich von meinem Amte.» Schwester M. Susanne Füeg wird in der Folge Oberin, Ottilia wirkt als ihre Assistentin. [13]
1864 Als Schwester Oberin M. Susanne Füeg stirbt, weilt Schwester M. Ottilia Kaufmann bei Verwandten in Luzern. Da geht das Gerücht um, Schwester Ottilia gedenke, nicht mehr nach Lindencham zurückzukehren. Als sie davon hört, stellt sie das Gerücht energisch in Abrede. [14]
1865 Das Töchterinstitut Heiligkreuz erhält am 21. Oktober die Anerkennung des Kantons Zug und damit den Rechtsschutz des Staates. Doch Schwester Maria Ottilia erlebt die Verleihung des neuen Status nicht mehr: Sie stirbt am 20. Juni in Cham. [15] Sie wird 44 Jahre alt. [16]
Würdigung
Schwester Maria Ottilia Kaufmann nannte sich selber «Obermagd» oder «Assistentin». [17] Aller Bescheidenheit zum Trotz war sie es, welche die klösterliche Gemeinschaft in ihren stürmischen Anfangszeiten zusammenhielt und die mit ihren Beziehungen für eine dauerhafte Niederlassung im Kanton Zug sorgte.
Einzelnachweise
- ↑ Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 207
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gruber et al.), S. 207
- ↑ Morosoli, Renato, «Kaufmann, Elisabeth», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.08.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/042167/2007-08-06/ [Stand: 07.07.2022]
- ↑ Morosoli, Renato, «Kaufmann, Elisabeth», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.08.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/042167/2007-08-06/ [Stand: 07.07.2022]
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gruber et al.), S. 208
- ↑ Invernizzi, Johannes / Baur, Martin, Hundert Jahre Schwestern-Institut Heiligkreuz Cham, Cham 1962, S. 38
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 10.12.1853
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gruber et al.), S. 209
- ↑ Orsouw, Michael van, Die Klosterlaube. Eine Baudokumentation, Cham 2020
- ↑ Vgl. Anmerkung 6 (Invernizzi / Baur), S. 43f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gruber et al.), S. 211–215
- ↑ Vgl. Anmerkung 6 (Invernizzi / Baur), S. 64ff.
- ↑ Vgl. Anmerkung 6 (Invernizzi / Baur), S. 69
- ↑ Vgl. Anmerkung 6 (Invernizzi / Baur), S. 69
- ↑ Zuger Volksblatt, 24.06.1865
- ↑ Vgl. Anmerkung 6 (Invernizzi / Baur), S. 81
- ↑ Vgl. Anmerkung 6 (Invernizzi / Baur), S. 34, 63