Hubletzen

Aus Chamapedia

Blick auf die Hubletzen, im Hintergrund der Rüssspitz und das Dorf Maschwanden ZH, 22.04.2020
Die einzige noch erhaltene Vermessungspyramide im Kanton Zug steht auf der Hubletzen
Blick in Richtung Westen auf den Lindenberg, unten im Lorzental ist das Zisterzienserinnenkloster Frauenthal erkennbar
Blick in Richtung Südwesten auf die Zentralschweizer Voralpen und Alpen

Flache Anhöhe nordöstlich des Zisterzienserinnenklosters Frauenthal, mit 454.8 m ü. M. eine der höchsten Erhebungen der Gemeinde Cham mit grosser Bedeutung für den lokalen Radrennsport. Ab 2025 möchte der Kanton Zug an diesem Standort ein neues Kiesabbaugebiet erschliessen.


Chronologie

1417 In einem Stadtzuger Urbar [= Verzeichnis von Besitzrechten, Güterverzeichnis] wird ein Acker erwähnt, der «in die Hubeltzen, an den weg gen Frowental» angrenzt. Es ist die erste schriftliche Erwähnung der Anhöhe. [1]

1489 Ruedi Vollenwyder, der Hofmeister des Zisterzienserinnenklosters Frauenthal, kauft im Auftrag von Äbtissin Verena Netstaler (gest. 1494) für das Kloster einige Landstücke, u.a. «an der Hubletzen geleggen». [2]

1717 Auf dem Zehntenplan des Klosters Frauenthal sind an der Hubletzen ein Weinberg und ein Ökonomiegebäude eingezeichnet. [3]

1887 Im Topografischen Atlas von Hermann Siegfried (1819–1879) wird die Höhe der Hubletzen noch mit 458 m ü. M. angegeben. Erst auf der 1956 publizierten Landeskarte (Blatt 1131 Zug) werden korrekt 454.8 m ü. M. geführt.

1911 Von 1903 bis 1925 wird in der ganzen Schweiz ein Fixpunktnetz (Triangulation I. bis III. Ordnung) für die Schweizerische Landesvermessung aufgebaut, basierend auf ungefähr 5000 Fixpunkten. 1911 wird auf der Hubletzen ein sichtbares Signal für einen Triangulationspunkt dritter Ordnung errichtet. Das Signal ist eine vierseitige Pyramide aus flachen, gestrichenen Stahlbauteilen. [4]

15041400 Frauenthal Hubletzen 1911.jpg

Bau der Pyramide auf der Hubletzen, 1911


1987 Im Rahmen des Chamer Stadtfestes wird auf der Hubletzen ein Bergfest ausgerichtet. Ein «Buebenschwinget», eine Festwirtschaft und musikalische Unterhaltung durch die Musikschule Cham und den Jodlerklub Schlossgruess Cham sorgen für ein gelungenes Fest. [5]

2008 Um die langfristige Selbstversorgung mit Kies bis 2040 zu sichern, möchte der Zuger Regierungsrat neben Erweiterungen in den bestehenden Abbaugebieten neu auch das Gebiet Hatwil / Hubletzen in den Richtplan aufnehmen. Das Gebiet verfügt über eine gute Kiesqualität und ein ausreichendes Abbauvolumen. Im öffentlichen Mitwirkungsverfahren geben Parteien, Verbände, Fachstellen und Private ihre Stellungnahmen ab. Der Abbaustandort Hatwil / Hubletzen ist umstritten, aber letztlich weniger umstritten als der Standort Allmend / Schönbühlwald in Baar. [6]

2010 Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) genehmigt die vom Kanton Zug eingereichten Richtplanänderungen mit dem neuen Kiesabbaustandort Hatwil/ Hubletzen, weist jedoch auf mögliche Konflikte mit Landschaftsschutzzielen hin. [7]

2012 Beim jährlich vom RMV Cham-Hagendorn organisierten Swiss Ever Grand Prix Cham Hagendorn wird jeweils an der Hubletzen der Bergpreis gefahren. Die Fahrer passieren auf 440 m ü. M. rund 200 Meter südlich der Anhöhe. Am 23./24. Juni finden auf dem 9.3 km langen GP-Rundkurs auch die Schweizer Strassenmeisterschaften mit den Chamer Lokalmatadoren Martin Elmiger (*1978) und Grégory Rast (*1980) sowie der Schweizer Radsportlegende Fabian Cancellara (*1981) statt. Beim Bergpreis an der Hubletzen wird eine Festbeiz für die Zuschauer aufgebaut. [8]

2015 Mit der Einführung des satellitengestützten Grundlagennetzes in der Landesvermessung 1995 verliert das Triangulationssignal Nr. 1111 0161 seine ursprüngliche Funktion. Die Anlage auf der Hubletzen ist aber die einzige noch erhaltene Vermessungspyramide im Kanton Zug. Deshalb geben das kantonale Vermessungsamt und die kantonale Denkmalpflege 2015 eine sanfte Restaurierung in Auftrag. Die Spezialisten reinigen, entrosten und streichen die Stahlteile der Pyramide neu und bauen sie am alten Standort wieder auf. [9]

2018 Die vom Zuger Regierungsrat geplante Festsetzung des Kiesabbaus im kantonalen Richtplan – der Perimeter reicht vom Äbnetwald bis zur Hubletzen – stösst in Cham auf wenig Gegenliebe. Unter der Führung von Kantonsrat Hans Baumgartner (*1959) formiert sich eine breite Koalition aus Gemeinderat, Chamer Kantonsräten und den Ortsparteien. Man will frühzeitig verhindern, dass die Landschaft, die im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) geführt wird und zugleich auch eine kantonale und gemeindliche Landschaftsschutzzone darstellt, für immer zerstört wird. Auch der Gemeinderat äussert sich vehement gegen den Kiesabbau in diesem wertvollen Naherholungsgebiet. [10]

2020 Am 29. Oktober beschliesst der Zuger Kantonsrat mit 39 zu 34 Gegenstimmen dem Antrag des Regierungsrats und der Kommission für Raum, Umwelt und Verkehr zu folgen und das Kiesabbaugebiet Hatwil-Hubletzen definitiv in den Richtplan aufzunehmen. Am gleichen Tag kündigt die Gemeinde Cham eine Beschwerde beim Bundesgericht in Lausanne gegen diesen Kantonsratsbeschluss an. [11]

2022 Die raumplanerischen Einschätzungen und Prognosen des Kantons Zug vermögen das Bundesgericht nicht zu überzeugen. Es gibt dem Chamer Gemeinderat Recht und streicht die geplante Kiesgrube im Gebiet Hubletzen-Hatwil wieder aus dem kantonalen Richtplan. [12]

2024 Das Triangulationssignal ist im Verzeichnis der geschützten Denkmäler enthalten. [13] Das Grundstück gehört noch immer dem Zisterzienserinnenkloster Frauenthal. [14]


Namensgebung

Hubletzen ist eine feminine Ableitung des mittelhochdeutschen Wortes Hubel [= Anhöhe, Hügel]. Hubletzen bedeutet also «auf einer Anhöhe gelegen». [15]


Filmdokument

Aufnahmen von Thomas Gretener, 22.04.2020


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Urkundenbuch von Stadt und Amt Zug vom Eintritt in den Bund bis zum Ausgang des Mittelalters 1352–1528, 2 Bde., Zug 1952–1964. UBZG I, Nr. 570, S. 272–278
  2. Urkundenbuch von Stadt und Amt Zug vom Eintritt in den Bund bis zum Ausgang des Mittelalters 1352–1528, 2 Bde., Zug 1952–1964. UBZG I, Nr. 1504, S. 758
  3. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 5, S. 197
  4. Twerenbold Monika, Cham, Hagendorn, Hubletzen, Triangulationssignal Nr. 1111 0161 (Restaurierungsbericht), in: Tugium 32, 2016, S. 54f.
  5. Zuger Nachrichten, 26.08.1987 (Beilage zum Chamer Stadtfest)
  6. Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zug, 21.10.2008
  7. Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zug, 25.10.2010
  8. Neue Zuger Zeitung, 05.06.2012
  9. Vgl. Anmerkung 4 (Twerenbold), S. 54f.
  10. Zuger Zeitung, 15.03.2018
  11. Zuger Zeitung, 29.10.2020
  12. Zuger Zeitung, 11.02.2022
  13. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 1087 [Stand: 03.01.2024]
  14. www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 1087 [Stand: 18.02.2022]
  15. Vgl. Anmerkung 3 (Dittli), Bd. 3, S. 55–57