Baumgartner-Müller Ernst (1901–1969)
Ernst Baumgartner wuchs in Cham im «Bären» auf. Er promovierte in Chemie, war zuerst bei der Eidgenössischen Alkoholverwaltung in Bern, dann Direktor der Kühlhaus AG in Basel. In dieser Funktion wurde er zu einem international gefragten Kältefachmann.
Stationen
1901 Ernst Hieronymus Baumgartner kommt am 29. April in Cham zur Welt. Seine Mutter ist Agathe Baumgartner, geborene Hüsler, sein Vater ist Metzgermeister und Wirt Paul Baumgartner. Er hat drei Brüder, Paul (1895–1975), Eugen und Willi (1906–1912), der im Alter von sechs Jahren in der Lorze ertrinkt. Ein Schwesterchen stirbt im Alter von zwei Monaten. Seine Eltern führen die Gastwirtschaft und Metzgerei Bären mitten in Cham. Ernst besucht in Cham die Primarschule und kann als aufgeweckter, intelligenter Schüler nach sechs Jahren an die Kantonsschule in Zug wechseln. Auch dort besticht er mit seinen schulischen Leistungen und ist mit seinen Bestnoten der Klassenprimus. [1]
1919 Nach bestanderer Matura studiert Ernst Chemie an der ETH Zürich und in Dresden. Neben dem Studium findet er Zeit, Freundschaften zu pflegen: Er ist aktives Mitglied bei der Studentenverbindung der Kyburger. [2]
1922 Während des Studiums absolviert Baumgartner die Rekrutenschule. Er wird als Trainsoldat ausgebildet. [3]
1924 Baumgartner schliesst das Chemiestudium an der ETH Zürich als Ingenieur-Chemiker (dipl. Ing. Chemiker ETH) erfolgreich ab. [4] Im gleichen Jahr wird Baumgartner Unteroffizier und schliesslich Offizier. [5]
1926 Ernst Baumgartner wechselt in die Westschweiz und schreibt sich für das Doktorandenstudium an der EPUL Lausanne ein. Dort promoviert er mit einer Arbeit «Über einige organische Verbindungen mit drei dreiwertigem Jod. Beitrag zur Acetylierung nitrierter Dyphenylamine». [6] Er kann sich fortan Dr. ès. nennen. [7]
1926 Bestens ausgebildet, will Ernst Baumgartner sich privat festigen: Er heiratet Kalo Müller (1901–1989), die Tochter von Philipp Müller (1857–1913) vom Roost in Zug (der 1884 nach Deutsch-Samoa auswanderte, in Vava'u lebte, aber seine Tochter Kalo nach Cham in die Schule schickte). Ein Jahr später kommt ihre Tochter Iris zur Welt. [8]
1927 Seine berufliche Karriere beginnt Ernst Baumgartner bei der Fabrik für thermoplastische Modelliermasse, der Worbla in Worblaufen. [9]
1930 Dr. Ernst Baumgartner wird Inspektor der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV) in Bern. Sein Wirkungskreis erstreckt sich auf die EAV-Stellen Luzern, Zürich, Bern und Basel. [10]
1932 Baumgartner übernimmt als Inspektor der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV) die Kontrollkreise Zürich, Schaffhausen und Glarus.[11]
1934 Im Militär klettert Baumgartner weiter die Karriereleiter hoch: Er wird zum Hauptmann befördert und befehligt als Kommandant die Verpflegungskompanie II/5. [12]
1941 Während des Aktivdiensts im Zweiten Weltkrieg avanciert Baumgartner zum Major. Insgesamt leistet er 1283 Diensttage. Das sind mehr als dreieinhalb Jahre seines Lebens, die er im Militär verbringt. [13]
1948 Nach 18 Jahren bei der Alkoholverwaltung wagt Ernst Baumgartner nochmals etwas Neues: Er wird Direktor der Bahnhof-Kühlhaus AG in Basel. Hier kann er sich mit seinem ganzen Wissen und seiner Erfahrung einbringen und bringt die Schweizer Kältetechnik und die Lebensmitteltechnologie grosse Schritte voran. [14]
1950 Um den internationalen Erfahrungsaustausch zu forcieren, reist Ernst Baumgartner für einen Studienaufenthalt in die USA, die ihn auch zum internationalen Kälteinstitut führt.
1955 Am 21. März gründet Baumgartner mit anderen Fachleuten den Schweizerischen Kältetechnischen Verein (heute Schweizerischer Verband für Kältetechnik SVK) und schliesst diesen dem internationalen Kälteinstitut an. Er wirkt viele Jahre im Vorstand des Kältetechnischen Vereins mit und präsidiert dessen wissenschaftlichen Beirat. [15]
1968 Nach seiner Pensionierung in Basel zieht Baumgartner mit seiner Frau Kalo zurück in den Kanton Zug. Sie lassen sich in der Stadt Zug am Oberwiler Kirchweg 2 nieder. [16] Sie beziehen dort die Villa Sonnhalde, die einst der Zuger Industriepionier Richard Theiler (1841–1923) erbauen liess. Später wohnt darin der Chamer Adolf Gretener (1850–1924), der ebenfalls mit einer Müller aus Zug verheiratet war, nämlich mit Carolina. [17]
1969 Bereits ein Jahr nach dem Umzug nach Zug und im Alter von 68 Jahren stirbt Ernst Baumgartner am 29. November. Auch seine Kameraden des Altherrrenverbandes der Studentenverbindung Kyburger schalten eine Todesanzeige, in der sie um treues Andenken bitten. [18] Bei der Beerdigung sind rund 300 Personen anwesend, die ihm das letzte Geleit bieten. [19]
Würdigung
Es ist eine beeindruckende Karriere, die der gebürtige Chamer hinlegte. Von der Dorfbeiz und Dorfmetzgerei Bären aus entwickelte er sich zu einem gefragten Major und Chemie-Ingenieur mit Doktortitel. Trotz seiner guten Ausbildung und seiner Karriere galt er als «bescheidene, ruhige und überlegene liebe Persönlichkeit. Er drängte sich nicht in den Vordergrund, er tat äusserst pflichtbewusst die ihm obliegende Aufgabe, war dienstbeflissen, hilfsbereit gegenüber Kameraden, Vorgesetzten, aber auch ganz besonders gegenüber Gleichgestellten und besonders mit sehr viel Verständnis für seine Untergebene.» [20]
Einzelnachweise
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Schweizerische Bauzeitung 83/84, 1924
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Hochschulschrift in der Schweizerischen Nationalbibliothek
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Freiburger Nachrichten, 20.12.1932
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Frost-Post der Bahnhof-Kühlhaus AG Basel, 14. Jg., Heft 1, März 1970
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020
- ↑ Kamm-Kyburz, Christine, INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920 Zug, Bern 1992, S. 527
- ↑ Neue Zürcher Nachrichten, 02.12.1969
- ↑ Frost-Post der Bahnhof-Kühlhaus AG, Basel, 14. Jg., Heft 1, März 1970
- ↑ Stammbaum Ernst Hieronymus Baumgartner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Iris Ferdland-Baumgartner (Tochter, lebt in der USA) und Rony Baumgartner, Abtwil, 19.10.2020