Niederwil, Schiessanlage und Schützenhaus

Aus Chamapedia

Das alte Schützenhaus von 1914 in Niederwil (rechts) und das neue, sich im Bau befindende Schützenhaus, 1956
Das neue Schützenhaus nach der Fertigstellung, 1957, im Hintergrund das Rehholz
Schützenhaus Niederwil, geplant vom Zuger Architekturbüro Hafner & Wiederkehr, 1957
Aufnahme von Nordwesten, 07.10.1988
Schützenhaus Niederwil, 28.08.2011
Schützenstube, 2011
Westansicht im Schiessbetrieb, 25.09.2013
Obligatorisches Schiessen, 25.09.2013
Eingangstüre zum Schützenstand, 06.05.2019
Ostansicht mit Scheibenstand, 06.05.2019

Am westlichen Ausgang des Weilers Niederwil befinden sich das Schützenhaus und die Schiessanlage. Jahrelange Rivalitäten und Streitereien waren zu überstehen, bis im Jahre 2007 der neue Schiesssportverein Cham-Ennetsee als Träger der Anlage entstand. Der Schiessplatz trägt zum dörflichen Leben und zur Eigenständigkeit Niederwil bei.


Chronologie

1907 25 Männer gründen in Hagendorn die «Schützengesellschaft Hagendorn-Wil». Sie sind damit unzufrieden, im weit entfernten Schiessstand Enikon schiessen zu müssen. Zwar haben sie in Niederwil einen eigenen Schiessplatz, nur müssen sie das Obligatorische dennoch in Enikon absolvieren. [1]

1914 Der Schiessstand Niederwil wird mit Fronarbeiten seitens der Mitglieder der «Schützengesellschaft Hagendorn-Wil» erstellt. Subventionen lehnt die Gemeinde Cham ab. «Der Schiessstand war einfach und lag auf offenem Feld. Die Zeigerwehr befand sich seitlich der Scheiben und war nicht überdacht, der Kugelfang war zweckmässig ausgeführt.» [2]

1929 Die Hagendorner und Niederwiler Schützen erhalten endlich einen eigenen Scheibenstand (Ass.-Nr. 386b) sowie ein erstes, einfaches Schützenhaus (Ass.-Nr. 386a). [3] An den Ausbau der Anlage wird die Bedingung geknüpft, dass nur ausserhalb der Schulzeiten geschossen wird. [4]

1947 Nach dem Zweiten Weltkrieg zählt die Schützengesellschaft Hagendorn-Wil zählt nicht weniger als 214 Mitglieder. Deshalb herrscht bei den offiziellen Schiessen ein recht grosses Gedränge. [5]

1951 Die Schiessanlage Enikon darf nicht mehr benützt werden; sie muss dringend saniert werden. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Strasse mitten durch die Schusslinie projektiert ist. Die Gemeinde muss den Zuger Schützen Geld bezahlen, damit die Chamer Standschützen und der Freie Schiessverein im Choller schiessen können. Die Gemeinde überlegt, ob sie bei den bestehenden Schiessanlagen im Pfad oder in Niederwil investieren soll und entscheidet sich schliesslich für Niederwil. [6]

1956 Das bestehende, einfache Schützenhaus weicht dem Neubau [7]; die Armbrustschützen Konkordia Baar kaufen das alte Gebäude für 1400 Franken. Den Neubau gestaltet das Zuger Architekturbüro Hafner & Wiederkehr und wird vom Eidgenössischen Schiessoffizier als «Musterbau« gelobt: «Es zeichnet sich durch seine Geräumigkeit, zweckmässige Raumgestaltung und flotte, solide Arbeit schlechthin geradezu als Musterbau aus.» Der Scheibenstand zählt jetzt 18 Scheiben und ist geschützt durch einen Erdwall mit Mauerwerk. Die Gesamtkosten betragen 255'000 Franken. [8] Nur die Schützenstube, die für 42 Personen Platz bietet, müssen die drei involvierten Schiessvereine selber bezahlen. [9]

1962 Anlässlich des 11. Zuger Kantonal-Schützenfest in Cham ist auch Niederwil sehr gefragt. Die Schützen bauen eine Festhütte für 1500 Personen auf. Die Festansprache hält der Zuger Militärdirektor Hans Hürlimann (1918–1994), der spätere Bundesrat. [10]

1976/1977 Die Papierfabrik Cham spendet den Chamer Schützen die Schalldämmung der Anlage; dies ist nötig geworden, damit 1977 das Kantonale Schützenfest in Niederwil stattfinden kann. [11]

1981 Die Chamer Schützen wollen in der Schiessanlage Niederwil eine elektronische Anlage für die Trefferanzeige einbauen. Doch das Konzept mit seinen finanziellen Folgen lehnt die Chamer Gemeindeversammlung ab. Erst 1988 bewilligt die Gemeindeversammlung den Kredit, und in der Folge kommen die Schützen zu der gewünschten Trefferanzeigen-Anlage. [12]

1994 Der Schiesssportverein feiert sein 300-Jahr-Jubiläum. Rund 1000 Schützen kommen nach Niederwil, um dort ihrem Schiesssport zu frönen. [13]

2001 Weil in Risch der Schützenstand aufgegeben werden muss, erhalten die Rischer Schützen Gastrecht in der Schiessanlage Niederwil. [14]

2007 Der Schiesssportverein Cham-Ennetsee entsteht im November durch die Fusion von vier Vereinen, nämlich den Standschützen Cham, der Schützengesellschaft Hagendorn-Wil, der Schützengesellschaft Risch und der Sportschützen Cham. [15]

2008 In Niederwil findet das 18. Kantonale Schützenfest statt: 9026 Schützen nehmen beim 300-Meter-Schiessen teil. Auch rund 180 Kinder bekommen schulfrei, damit sie als Warner beim Fest eingesetzt werden können. [16]

2010 Aufgrund eines Baurechtsvertrag mit Leistungsvereinbarung kann der Schiesssportverein autonom wirken. Er baut die Schützenstube zu einem gemütlichen Begegnungsort um. [17]


Anekdote

Die Rivalität unter den Chamer Schiessvereinen war sehr gross. So war die Mitgliedschaft in einem der Vereine immer auch ein Bekenntnis. Die Standschützen Cham waren über den Entscheid, die Schiessanlage Enikon 1951 ganz aufzugeben und stattdessen Niederwil auszubauen, lange erbost. Der Niederwiler Schiessplatz war unter den Schützen für seine Lockerheit bekannt. So konnte man dort das Obligatorisch-Schiessen absolvieren, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern. Weil man sich so gut kannte, bekam man auch so den Eintrag im Schiessbüchlein und konnte die Munition ungebraucht nach Hause nehmen. [18]


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Merz, Anna, Jubiläumschronik. 400 Jahre Schiesssportverein Cham-Ennetsee 1612–2012, Zug 2012, S. 64
  2. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 66
  3. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1930–1960), 2. Band
  4. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 67
  5. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 67
  6. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 76
  7. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  8. Zuger Kalender, Chronik 06.05.1956
  9. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 76f.
  10. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 48
  11. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 77
  12. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 78
  13. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 49
  14. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 9
  15. Chomer Bär, Mai 2012, S. 19
  16. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 13
  17. Vgl. Anmerkung 1 (Merz), S. 12
  18. Freundliche Mitteilung von Rolf Ineichen, Cham, 24.09.2019