Jutz Jakob (1915–1951)

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Portrait von Jutz Jakob (1915–1951)
Portrait von Jakob Jutz Langstreckenläufer

Nachname: Jakob
Allianz­name: Jutz
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 10. Februar 1915
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 26. August 1951
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Langstreckenläufer, Marathonläufer, Waffenläufer
Amt: Schweizermeister, Olympiateilnehmer

Jakob Jutz wuchs in Cham auf. Während 15 Jahren gehörte er zu den besten Langstreckenläufern der Schweiz. Er nahm an über 400 Wettkämpfen teil, wurde 1943 Schweizer Meister im Marathon und siegte an vierschiedenen Waffen– und Cross-Country-Läufen. 1948 nahm er für die Schweiz an den olympischen Spielen in London teil. Er starb 36-jährig in Cham während des Marathonlaufes an den Schweizer Meisterschaften 1951, die in Zug ausgetragen wurden, an einem Herzversagen.



Stationen

1915 Jakob Jutz wird am 15. Februar als Sohn von Jakob Jutz (1882-1960) und Katharina Josefina Schuler (1885-1958) in Cham geboren. Er ist Bürger von Römerswil LU. Er hat zwölf Geschwister, von denen zwei bei der Geburt sterben. Dazu kommen vier Halbgeschwister aus der ersten Ehe seiner Mutter, die aber nicht in Cham aufwachsen. [1] [2]

Jakob Jutz wächst in Hagendorn auf und absoviert dort die ersten Schuljahre. [3]

ca. 1923 Die Familie Jutz zieht nach Cham an die Schlossstrasse. [4]

ca. 1930 Jakob Jutz macht eine Lehre als Schreiner. [5] Danach arbeitet er in der Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company. [6]

1933 Jutz realisiert am 24. September mit 10:07.0 Sekunden einen neuen Zuger Rekord über 3000 Meter. [7]

Am Thurgauer Cross-Country-Lauf in Mettendorf wird der 18-jährige Jakob Jutz aus Cham Tagessieger in der Kategorie B, Nachwuchs mit 120 Teilnehmern. Er legt die 5500 Meter lange Strecke in 16:52 Minuten zurück. [8]

1934 Jutz gewinnt den Cross-Country-Lauf in Luzern mit 70 Teilnehmern in der Kategorie A. [9]

1936 Jutz siegt am Zuger Querfeldeinlauf. [10]

1937 Jutz nimmt an den Schweizerischen Marthonmeisterschaften in Zürich teil. Er liegt bis kurz vor dem Ziel in Führung, erleidet dann aber einen Schwächeanfall und belegt schliesslich den zweiten Rang. [11] Mit einer Zeit von 2.34:08 Stunden hält er im TV Cham 1884 bis heute den Vereinsrekord im Marathon. [12]

1940 Jakob Jutz, Stabskp. Geb. Füs. Bat. 48, nimmt an Frauenfelder Waffenlauf teil. Er belegt den sechsten Platz. [13]

1941 Seine Tochter Ursula (1941–2018) wird geboren. Jutz lebt damals im Kanton Zürich und arbeitet dort in einer Schuhfabrik. [14]

1942 Jakob Jutz, nun für Zürich startend, gewinnt den Zürcher Cross-Country-Lauf. [15]


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Jakob Jutz auf dem Weg zu seinem Schweizer–Meister–Titel im Marathon, 1943


1943 Jutz wird Schweizer Marathonmeister. Er legt die Strecke in 2:58:23,6 Stunden zurück, über eine Minute vor dem Zweitplatzierten. [16]


1510 Jakob Jutz Der Bund, 19. Oktober 1943.jpg

Jakob Jutz beim Waffenlauf von Frauenfeld, den er gewann, 1943


Er gewinnt auch den Ruedi Morf-Gedenklauf [17] und siegt im Oktober in neuer Rekordzeit am Frauenfelder Waffenlauf. [18]


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General Henri Gusian gratuliert Jakob Jutz nach seinem Sieg am Frauenfelder Waffenlauf 1943


1945–1950 Jutz klassiert sich an der Schweizermeisterschaften im Marathon immer unter den ersten Sechs. [19]

1946 Jutz nimmt am internationalen Marathonlauf in Kosice, Slowakei, teil und belegt den 15. Platz. [20]

1948 Jutz ist Mitglied der Schweizer Delegation an den olympischen Spielen in London. Er belegt im Marathon mit 3:03:55.0 Stunden den 26. Platz. [21]

1951 An der Schweizer Geländelauf-Meisterschaft in Fribourg im März belegt Jutz in der Kategorie Senioren den zweiten Platz. [22]


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Jakob Jutz beim Marathonlauf an der Schweizer-Meisterschaften in Zug, wo er kurze Zeit später auf der Strecke zusammenbrach und starb.


Am 26. August finden die schweizerischen Marathonmeisterschaften in Zug statt. Jutz läuft anfänglich in der Spitzengruppe mit, verliert dann aber den Anschluss. Ausgangs Cham, wo er aufgewachsen ist, bricht er in der Zugerstrasse auf der Höhe der heutigen Tankstelle und der Haltestelle Alpenblick zusammen. [23] Obwohl unverzüglich ein Arzt zur Stelle ist, kann nur noch der Tod von Jakob Jutz festgestellt werden, der zwei Stunden zuvor guten Mutes zu diesem Lauf gestartet war. [24]

Am 29. August wird Jakob Jutz in Cham beigesetzt. Am Grab sprechen Verteter von verschiedenen Sportverbänden. Delegationen der Turnvereine Cham und Neumünster erweisen dem Verstorbenen die letzte Ehre. [25] In den Zuger Nachrichten erscheint ein Nachruf, in welchen seine sportlichen Leistungen gewürdigt werden. [26]


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Todesanzeige des Leichtathletik Klubs Zug für Jakob Jutz, der die Schweizer Meisterschaften im Marathon 1951 organisiert hatte. Zuger Volksblatt 29.08.1951


Die Obduktion ergibt, dass Jutz an einer Coronathrombose gestorben ist. Sein Tod hängt nicht mit der hohen körperlichen Anstrengung während des Marathonlaufs zusammen. [27]

1952 Der Turnverein Neumünster Zürich beschliesst, im Andenken an Jakob Jutz einen Jakob Jutz-Gedenklauf über 20 bis 25 Kilometer auszuschreiben. Die Initianten haben die Absicht, den Wettbewerb nicht als reinen Strassenlauf durchzuführen, sondern Abschnitte im offenen Gelände und in Waldpartien einzubeziehen. [28] Am 3. Mai wird er erstmals durchgeführt. [29]


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Diplom, das die Teinehmenden des Köbi Jutz Gedenklaufs erhielten.


1959 Der Turnverein Neumünster teilt im März mit, dass der Gedenklauf, der seit sieben Jahren immer am ersten Maisonntag durchgeführt worden ist, aus Termingründen nicht mehr stattfinden kann. [30]


Schweizer–Meister im Marathon

Der Berner Bund zum Sieg von Jutz:

«Jutz, ein verdienter Meister!

Jakob Jutz hat seit Jahren versucht, einen Marathonlauf zu gewinnen. Er hat sich an den Läufen der letzten sechs Jahre immer tapfer geschlagen. 1937 wurde er 1 km vor dem Ziel vom nachmaligen Sieger Rutschmann überholt, nachdem er als Debütant das ganze Rennen geführt hatte. Mit Jutz hat ein wahrer Marathonläufer, ein bescheidener Mann gesiegt.» [31]


Sein jüngster Bruder feuert ihn auf seinem letzten Lauf an

Als Jakob Jutz 1951 an den Schweizer Meisterschaften im Marathon in Zug teilnahm, standen mehrere seiner Familienmitglieder an der Zugerstrasse auf der Höhe des späteren Schulhauses Städtli um ihren ältesten Bruder anzufeuern. Einige von ihnen wohnten im Gebiet Schlosshof. Jakob Jutz winkte ihnen zu, als er vom Bären herkommend Richtung Alpenblick unterwegs war. Der jüngste Bruder ging anschliessend mit seiner Frau nach Hause. Am Abend wurde er von der einzigen Familie, die in seinem Wohnhaus ein Telefon hatte, an den Apparat gerufen und erfuhr, dass sein Bruder, kaum ausser Sichtweite, zusammengebrochen und gestorben war. [32]


Der letzte Marathonlauf von Jakob Jutz

«Noch zirka 10 Kilometer trennten ihn vom Ziel, als er in der Nähe des Alpenblick zusammenbrach und unmittelbar darauf verschied. Eine Herzlähmung hat seinem Leben ein unerwartetes, rasches Ende gesetzt. [...] Glücklicherweise war kaum 50 m von der Unglücksstelle entfernt ein Posten des Samaritervereins Cham-Hünenberg. – Die beiden Samariter, erfahrene und bewährte Kräfte, nahmen sich des Läufers sofort an und trugen ihn ins nächste Haus. Nach wenigen Minuten schon war ein Arzt zur Stelle, der das Menschenmöglichste unternahm, um das Leben zu retten, doch leider ohne Erfolg.» [33]


Die Presse zu seinem plötzlichen Tod

Die «Tat»:

«Jakob Jutz zählte seit langen Jahren zu den markantesten Erscheinungen unter den nationalen Langstreckenläufern. [...] Er vertrat unter anderem die Schweiz auch 1948 an der Olympiade in London im Marathonlauf. Auch als Militärläufer hatte er einen sehr guten Namen, und sowohl im bekannten Reinacher-Militärwettmarsch als auch im Berner Waffenlauf vermochte er sich in die Siegerliste einzutragen. Mit der schwergeprüften Gattin und den noch unmündigen Kindern trauern unzählige Sportkameraden um den überall gern gesehenen aufrechten Sportsmann, der so tragisch aus dem Kreise seiner Kameraden abberufen worden ist.» [34]

Der «Schweizer Soldat»:

«Auf tragische Weise ist der Schweizer Armee ein Soldat und dem Wehrsport im besonderen ein großer, stiller Kämpfer entrissen worden, der es mehr als verdient hat, in ehrenden Worten im «Schweizer Soldat» genannt zu werden: Jakob Jutz. — Als Langstreckenläufer besaß er in Sportkreisen einen Namen, der erst recht durch den Marathonlauf 1951 in Zug unvergeßlich bleiben wird, als am 26. August sein edles Kämpferherz zu schlagen aufhörte; jenes Herz, welches dem großen, physisch ungemein starken Athleten die Möglichkeit schuf, durch hartes, jahrelanges Training sich auf die Siegerliste der verschiedenen Waffenläufe setzen zu können. Bereits im Jahre 1943 trug sich der liebe Verstorbene als Sieger im Frauenfelder Waffenlauf ein; just in jenem Jahr, als im die größte Beteiligung von zirka 2000 Mann den Sieg schwer machte. Mehrmals blieb er auch am «Reinacher» der große Sieger, der nicht bloß durch seine läuferische Klasse, sondern erst noch durch seine Schießfertigkeiten hervorstach. Dies wirkte sich insbesondere letztes Jahr am 2. Berner Waffenlauf aus, wo sich der Energie- und Kraftläufer Köbi Jutz einmal mehr an die Spitze der Rangliste setzte. Und noch sehe ich ihn, den großen, immer bereitwilligen Helfer und vorbildlichen Kameraden, an jenem Militärwettmarsch in Altdorf, als er — in der letzten Steigung hinauf nach Bürglen — sich eines schwachen Kameraden annahm, um dadurch die mögliche Aussicht auf den Endsieg eigens zu untergraben! Kameradschaft — selbst auch im Wettkampf, ein Edelstein aus der Perle seiner sympathischen menschlichen Tugenden, der stille, bescheidene und doch große Verfechter edlen Fair-Play-Gedankens! «Name ist Schall und Rauch!» Von diesen Worten hat sich der große Militärläufer stets leiten lassen, blieb sich selbst treu und trug sich durch sein immerfrohes Lächeln in all' jene Herzen ein, die ihm einst an seinen sportlichen Erfolgen zujubelten — die ihn aber auch heute noch durch sein überlegenes Lächeln eines großen Siegers, das Liebe und Zuneigung erweckt, in stetem, ehrenden und treuen Andenken behalten werden. Mitr. Sprecher » [35]


Einzelnachweise

  1. freundliche Mitteilung von Bruno Jutz, Cham, Neffe von Jakob Jutz, 16.04.2025, basierend auf Einträgen im Familienbüchlein
  2. https://en.wikipedia.org/wiki/Jakob_Jutz, [Stand: 26.12.2024]
  3. Zugersee Zeitung, 31.08.1951
  4. Zugersee Zeitung, 31.08.1951
  5. Zugersee Zeitung, 31.08.1951
  6. vgl. Anmerkung 1 (Bruno Jutz)
  7. https://hochwachtzug.ch/downloads/vereinsarchiv/Ewigen-Bestenliste-Maenner.pdf, [Stand: 30.12.2024]
  8. Neue Zürcher Zeitung, 06.11.1933
  9. Neue Zürcher Nachrichten, 30.10.1934
  10. Neue Zürcher Nachrichten, 02.03.1936
  11. Neue Zürcher Zeitung, 25.10.1937; Neue Zürcher Nachrichten, 30.08.1951
  12. https://www.yumpu.com/de/document/view/10993441/bestenliste-2006-turnverein-cham-seit-1884, [Stand: 17.04.2025]
  13. Neue Zürcher Nachrichten, 21.10.1940
  14. vgl. Anmerkung 1 (Bruno Jutz)
  15. Neue Zürcher Zeitung, 16.02.1942
  16. Die Tat, 07.09.1943
  17. Neue Zürcher Nachrichten, 30.08.1951
  18. Neue Zürcher Zeitung 18.10.1943
  19. Neue Zürcher Nachrichten, 30.08.1951
  20. Neue Zürcher Zeitung 29.10.1946
  21. Neue Zürcher Zeitung, 09.08.1948
  22. Neue Zürcher Nachrichten, 21.03.1951
  23. vgl. Anmerkung 1 (Bruno Jutz)
  24. Die Tat, 27.08.1951
  25. Zeitungsausschnitt aus dem Privatarchiv von Bruno Jutz, ohne Titel, 31.08.1951
  26. Zuger Nachrichten 29.08.1951
  27. Zugersee Zeitung, 31.08.1951; Zeitungsausschnitt aus dem Privatarchiv von Bruno Jutz, ohne Titel, 31.08.1951
  28. Neue Zürcher Nachrichten, 16.02.1952
  29. Freiburger Nachrichten, 03.05.1952
  30. Neue Zürcher Zeitung, 24.03.1959
  31. Der Bund, 07.09.1943
  32. vgl. Anmerkung 1 (Bruno Jutz)
  33. Zugersee Zeitung, 31.08.1951
  34. Die Tat, 27.08.1951
  35. Schweizer Soldat : Monatszeitschrift für Armee und Kader mit FHD- Zeitung. Band: 27 (1951-1952), Heft: 1, S. 10.