Inderbitzin, Fussorthopädie / Schuhhaus

Aus Chamapedia

Ab 1954 betrieben Albert Inderbitzin aus Steinen SZ und seine Gattin Gret an der Luzernerstrasse 28 ein Schuhgeschäft. Inderbitzin war auf Fussorthopädie spezialisiert. In seiner Werkstatt fertigte er Masseinlagen und Spezialschuhe, um Fehlstellungen der Füsse zu korrigieren. Zu seinen Kunden gehörte auch ein bekannter Schweizer Sportler.

Chronologie

1954 Albert Inderbitzin (1926–2009) und seine Ehefrau Gret eröffnen im Oktober in Cham im Sonnhof ein Schuhgeschäft und eine Werkstatt für Fussorthopädie. Inderbitzin hatte zuvor im Geschäft seines Vaters in Steinen SZ die Lehre als Schuhmacher gemacht [1] und anschliessend die Meisterprüfung abgelegt. [2]

Inderbitzin bildet sich an der eidgenössischen Fachschule und durch Studiengänge in Anatomie an der Universität Bern im Metier Fuss-Orthopädie weiter. [3]

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Inserat des Schuhhauses Inderbitzin, Zugersee Zeitung 17.10.1955


1957 Inderbitzin verlegt seine Werkstatt ins Gesellenhaus an der Bahnhofstrasse 3, [4] wo die Familie Inderbitzin wohnt. [5]

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Inserat des Schuhhauses Inderbitzin, Zugersee Zeitung 25.10.1957


1958 Anlässlich der Prüfungen vom 27. – 31. Oktober erhält Inderbitzin mit ausgezeichnetem Erfolg das eidgenössische Diplom als Orthopädieschuhtechniker. [6]

1959 Am 21. April wird die Firma «Frau Inderbitzin, Schuhhaus in Cham» ins Handelsregister eingetragen. [7]
Am 7. Oktober wird zusätzlich die Firma «Albert Inderbitzin in Cham» ins Schweizerische Handelsregister eingetragen. Sie bietet Fussorthopädie, Reparaturservice, Handel mit Schuhmacherfournituren und Neuheiten an. Firmensitz ist die Bahnhofstrasse 3. [8]

1962 Die Firma «Frau Inderbitzin, Schuhhaus in Cham» wird aufgelöst und in die Firma «Albert Inderbitzin in Cham» überführt. [9]

um 1968 Weil die Doppelbelastung mit dem Schuhgeschäft und der Familienarbeit für Frau Inderbitzin zu viel wird, wird das Schuhgeschäft im Sonnhof nicht mehr weitergeführt. Zuerst übernimmt eine Mitarbeiterin, dann die Schuhgemeinschaft, eine Einkaufsgenossenschaft für Schuhhändler, den Laden, bevor er einige Jahre später aufgelöst wird. [10]

Inderbitzin betreibt den Bereich Fussorthopädie im Gesellenhaus an der Bahnhofstrasse 3 weiter und führt weiterhin Reparaturen aus. [11]


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Albert und Gret Inderbitzin


1998 Am 3. Februar wird die Firma «Albert Inderbitzin in Cham», Fussorthopädie und Reparaturservice infolge Geschäftsaufgabe aus dem Handelsregister gelöscht. [12]


Schuhhaus Inderbitzin

Die Firma Inderbitzin beschäftigte zwei Arbeiter und bildete Lehrlinge aus. Sie verfügte über eine Spritzanlage für Schuhe. Schuhe die unansehnlich geworden oder farblich aus der Mode gekommen waren wurden repariert und dann gespritzt, so dass sie wieder wie neu aussahen. Das Hauptgeschäftsfeld war die Orthopädie. Inderbitzin nahm Fussabdrücke, studierte die Belastungsmuster der Fusssohlen diagnostizierte Unterschiede in den Beinlängen und Beckenschiefstände und fertigte dann individuell angepasste Einlagen oder Massschuhe. Dabei war ihm besonders wichtig, dass diese Spezialschuhe möglichst gut aussahen und nicht zu klobig wirkten. [13]


Inderbitzins Messgerät

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Das von Albert Inderbitzin entwickelte Messverfahren zur Korrektur von Beinverkürzungen.


«Fussdeformationen und Beinverkürzungen können sich verheerend auf Becken und Wirbelsäule auswirken. [...] Unser Zuger Chiropraktor ging nun an die harte und dornenvolle Arbeit, eine wissenschaftlich genaue Methode zur Bestimmung einer Beinverkürzung auszuarbeiten. [...] Die schuhtechnische Lösung eines milimetergenauen Verkürzungsaufbaus wurde mir als Problem anvertraut. Zu diesem Zweck musste ein Messgerät konstruiert werden, das sowohl vom Schuhmacher als auch vom Chiropraktor zur Masskontrolle sicher gehandhabt werden kann. Was anfänglich nur zum Eigengebrauch gedacht war, hat sich auf Wunsch vieler Kollegen zu einem serienmässig gebauten Gerät entwickelt.» [14]


Massschuhe für Eisschnellläufer Franz Krienbühl

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Der Eisschnellläufer Krienbühl fuhr mit Schuhen, die Albert Inderbitzin für ihn entwickelt hatte.


Der in Unterägeri wohnhafte Eisschnellläufer Franz Krienbühl (1929–2002), der mit 39 Jahren Schweizer Meister wurde und dann erstmals an olympischen Spielen teilnahm, war Kunde von Albert Inderbitzin. Inderbitzin entwickelte für ihn einen Massschuh, der abgestimmt auf die ebenfalls von einem Spezialisten entworfenen Kufen eine optimale Krafübertragung ermöglichte. Krienbühl liess auch einen speziellen Kapuzenanzug entwickeln. Russische Athleten versuchten Franz Krienbühls Equipment vor einem Wettkampf zu entwenden. [15] Dazu die Zeitung Sport: «Was Franz Krienbühl für das Schnelllaufen in der Schweiz getan hat, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. [...] Und was seine Schuhe anbetrifft: Seine Konstruktion, die ich selbst auch laufe, würde ich als Rolls-Royce unter gewöhnlichen Autos bezeichnen.» [16]


Würdigung

«Herr Inderbitzin gilt als einer der tüchtigsten und erfolgreichsten Fuss-Spezialisten der Innerschweiz und seine im Oktober 1954 in Cham gegründete Werkstatt für Schuhmacherei und Fuss-Orthopädie darf zu den leistungsfähigsten und modernsten Betrieben gezählt werden.» [17]


Einzelnachweise

  1. Zugersee Zeitung, 07.11.1958
  2. FreundlicheMitteilung von Marie–Louise Jetzer–Inderbitzin, 23.04.2025
  3. Zugersee Zeitung, 07.11.1958
  4. Zugersee Zeitung, 02.08.1957
  5. Erinnerung von Thomas Fähndrich, Cham, 22.01.2025
  6. Zugersee Zeitung, 07.11.1958
  7. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), Band 90 (1959), S. 1130
  8. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), Band 77 (1959), S. 2795
  9. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), Band 80 (1962), S. 146
  10. Freundliche Mitteilung von Marie–Louise Jetzer–Inderbitzin, 23.04.2025
  11. Freundliche Mitteilung von Marie–Louise Jetzer–Inderbitzin, 23.04.2025
  12. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), Band 116 (1998), S. 1001
  13. Freundliche Mitteilung von Marie–Louise Jetzer–Inderbitzin, 23.04.2025
  14. aus einem Artikel in einer Fachzeitschrift, zur Verfügung gestellt von Marie–Louise Jetzer–Inderbitzin, 23.04.2025
  15. Freundliche Mitteilung von Marie–Louise Jetzer–Inderbitzin, 23.04.2025
  16. Sport, 11.01.1994
  17. Zugersee Zeitung, 07.11.1958