Brandenberg-Zurlauben Johann Kaspar (1622–1695)

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Vorname: Johann Kaspar
Nachname: Brandenberg
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 8. November 1622
Geburt­sort: Zug ZG
Todes­datum: 8. Mai 1695
Todes­ort: Zug ZG

Johann Kaspar Brandenberg war von Beruf Söldnerhauptmann in fremden Diensten. 1657 gründete er zusammen mit Hauptmann Beat Jakob Knopfli die Papiermühle Cham, den Vorgängerbetrieb der späteren Papierfabrik.



Plan des Lorzenausflusses in Cham, am oberen Ende eingezeichnet die Papiermühle, 18. Jahrhundert


Stationen

1622 Johann Kaspar aus der Zuger Familie Brandenberg kommt am 8. November in Zug zur Welt. Sein Vater ist Josef Jakob Brandenberg (gest. 1648), seine Mutter Katharina, geborene Muos. [1]

1645 Nach den Schulen heiratet er im Alter von 23 Jahren Anna Maria Brandenberg. Brandenberg ist Hauptmann in Fremden Diensten. In der Folge haben Anna Maria und Johann Kaspar zwei Kinder. [2] Brandenberg ist sehr gross gewachsen, darum bekommt er auch den Beinamen «der Lange». [3]

1655 Johann Kaspar Brandenberg heiratet ein zweites Mal, diesmal die 10 Jahre jüngere Anna Maria Zurlauben (1632–1696). [4] Sie werden acht Kinder haben.


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Bewilligung des Zuger Stadtrats zum Betrieb der Papiermühle Cham, 18.08.1657


1657 Bereits 1638 hatte der Zuger Stadtrat erwogen, in Cham an der Lorze eine Papiermühle in Betrieb zu nehmen, nachdem ein Konsortium von St. Galler Kaufleuten auf der östlichen Flussseite den kurzzeitigen Betrieb einer Sensenhammerschmiede einstellen musste. [5] 1654 kommt der Vorschlag erneut in den Rat und vor Ort gibt es einen Augenschein. [6]

Zusammen mit Beat Jakob Knopfli (1615–1665) reicht Johann Kaspar Brandenberg am 2. Juni das Gesuch beim Zuger Stadtrat ein, die Wasserkraft der Lorze in Cham für eine Papiermühle nutzen zu dürfen. Sie versprechen, einen angemessenen Bodenzins zu entrichten. [7] Die Stadt Zug übergibt den Beiden der «fahll» in der Lorze, damit ist die Gefällstufe gemeint. Der Weg ist frei, um dort die geplante Papiermühle zu errichten. Es handelt sich um die erste Papierherstellungsmanufaktur der Region Zug. [8] Dass Brandenberg mit seinem Kompagnon Knopfli selber aus dem Faserbrei das Papier schöpft, ist unwahrscheinlich, weil die beiden wenig in der Gegend sind.

1660 Von seinem Vater Josef Jakob Brandenberg erbt Johann Kaspar das Grosshaus am Zuger Kolinplatz. [9]

1666 Papst Clemens X. (1590–1676) begehrt einen Truppenaufbruch von den vier Gemeinden Zug, Ägeri, Menzingen und Baar. Es geht um 400 Mann. 200 Mann werden von Luzern gestellt und 200 Mann vom Stand Zug. Nuntius Federico Baldeschi (1625–1691) ernennt Hauptmann Kaspar Brandenberg zum Hauptmann. [10] Brandenberg wirkt als erster Hauptmann aus der Eidgenossenschaft in der päpstlichen Garde, weshalb er auch «Römerhauptmann» genannt wird. [11]

1695 Johann Kaspar Brandenberg stirbt am 8. Mai im Alter von 72 Jahren. [12]


Anekdote

Brandenberg wird mit seinem Geschäftspartner Knopfli vom Rat von Zug wegen «Scheltworten» verurteilt, also wegen Fluchen oder böser Nachrede. Zur Strafe muss Knopfli eine Narrenkappe tragen. Darauf denkt er sich eine Rache der feinen Art aus: Er setzt bei der Papierproduktion ein Prägesieb ein, das ein Wasserzeichen auf dem Papier hinterlässt – dieses zeigt aber keinen Fabriknamen, sondern einen Narren mit übergrossem Maul! [13]


Würdigung

Warum genau Brandenberg und Knopfli 1657 eine Papiermühle errichten wollen, ist nicht überliefert. Doch der Papierbedarf in den städtischen Verwaltungen nimmt im 17. Jahrhundert zu, so schliesst die Papiermühle Cham als erster Papierherstellungsbetrieb der Region eine Lücke. [14]


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind – 350 Jahre «Papieri» Cham, Zug 2007, S. 19
  2. Archiv Papierfabrik Cham, Papiermühle Cham, Auszüge, Abschriften und Photokopien aus den Ratsprotokollen, Hypothekenbücher und Kauf- und Auskaufprotokollen, Typoskript o.D.
  3. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.1648, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 116r (08.04.1656)
  4. Zurlaubiana, Acta Helvetica 84/10–11, Ehebrief zwischen Johann Kaspar Brandenberg und Anna Maria Zurlauben, 09.10.1655
  5. Bürgerarchiv Zug, A 39.4.13.957, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1637–1638, fol. 94ar (17.04.1638). Hoppe, Peter, Die St. Galler Sensenhammerschmiede von 1635/36 in Cham und die zweite Absenkung des Zugersees. Ein bisher unbekanntes Stück Zuger Wirtschafts- und Wasserbaugeschichte mit konfessionellen Zwischentönen, in: Tugium 29, 2013, S. 83
  6. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.1213, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 82r (26.09.1654); A 39.26.3.1239, fol. 84r (24.10.1654)
  7. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.2048, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 151r (09.06.1657)
  8. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.2094, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 155r (18.08.1657)
  9. Luthiger, Viktor, Die Nachbarschaft «Graben» und teilsweise der «Weinmarkt» nun Neugasse, mit seinen Bewohnern, in: Zuger Kalender 1939, S. 13–15
  10. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.4.1394, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1660–1668, fol. 111r (27.02.1666)
  11. Arnet, Edwin, Stadlin, Paul, Die Geschichte der Papierfabrik Cham, in: Festgabe Robert Naville zum 60. Geburtstag, Cham 1944, S. 109–114. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 19
  12. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 19
  13. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 20
  14. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 19