Biberseerwäldli
Das Biberseewäldli von Nordosten, im Vordergrund der südliche Teil des Weilers Bibersee, im Hintergrund die Rigi
Das kleine Waldstück umfasst knapp eine Hektare und liegt auf einer Anhöhe südlich des Weilers Bibersee an der Gemeindegrenze zu Steinhausen. Das Wäldchen existiert sicher bereits im 17. Jahrhundert und wird Biberseerholz respektive Biberseerhölzli genannt.
Chronologie
1642 Im Rahmen des zweiten grossen Hexenprozesses in Stadt und Amt Zug unter Ammann Beat II. Zurlauben (1597–1663) wird auch Barbara Borsinger aus Steinhausen der Hexerei angeklagt. Nach der Folter gibt sie zu, dass «der Böss Geist [= der Teufel] jn eines Mans gestalt ... vor 14 Jahren jmm Biberseherhöltzlj zue jhren khommen» sei und sie verführt habe. Barbara Borsinger wird am 30. August vom Zuger Scharfrichter enthauptet. [1]
1832 Auf der vom Zürcher Kartografen und Panoramenzeichner Heinrich Keller (1778–1862) angefertigten aquarellierten Bleistiftzeichnung sind der Weiler Bibersee und das südlich liegende Biberseerwäldli in Vogelschauansicht gezeichnet. [2]
um 1845 Auf der 1845/46 aufgenommenen Karte des Genfer Kartografen Claude Marie Jules Anselmier (1815–1895) ist das kleine Gehölz eingezeichnet.
1862–1864 Die Eisenbahnstrecke der Schweizerischen Nordostbahn NOB von Zürich durch das Knonaueramt nach Zug, Cham und weiter nach Luzern wird am 31. Mai 1864 nach zweijähriger Bauzeit eröffnet. Die neue Eisenbahnlinie führt unmittelbar östlich am Biberseerwäldli vorbei. [3]
1887 Im Topografischen Atlas von Hermann Siegfried (1819–1879) ist das kleine «Biberseerwäldli» eingetragen. Bezüglich Ausdehnung und Gestalt hat die Waldfläche im Vergleich zu heute kaum Veränderungen erfahren.
2018 In amtlichen Plänen wie dem Grundbuch taucht die Bezeichnung Büelwäldli auf. Dieser Name ist aber bei der heimischen Bevölkerung nicht gebräuchlich. Das kleine Gehölz gehört zwei Landwirten aus Bibersee. [4]
Aktueller Kartenausschnitt
Anekdote – Die Schlachten im Biberseerwäldi
Das Biberseerwäldli (wir sagten «Büelwald») liegt nahe der Grenze zu Steinhausen. Als Buben hatten wir immer versucht, dort Waldhütten zu bauen. Aber immer wieder wurden diese Hütten von den Steinhauser Lausbuben zertrümmert. Es gelang uns einfach nie diese Lausbuben zu erwischen. Somit hatten wir zu den Steinhäuslern in den Jugendjahren ein eher angespanntes Verhältnis. Als wir dann einmal wieder im Wald waren, hörten wir plötzlich einen riesigen Knall. Eben war ein Zug vorbeigefahren. Als wir uns die Sache näher anschauen wollten, sahen wir, dass die Steinhauser Lausbuben sehr viel Bahnschotter auf die Schienen gelegt hatten. Zum Glück entgleiste der Zug nicht. Wir gaben den Kollegen den Hinweis zu verschwinden, sonst hätten sie Probleme kriegen können. [5]
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv Zug, A 105/3, fol. 147r
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 176, 278
- ↑ Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 95f.
- ↑ www.zugmap.ch, Einträge Grundstücknummern 746 und 2326 [Stand: 04.03.2018]. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 1, S. 193f., 319
- ↑ Freundliche Mitteilung von Bruno Werder, Cham, 15.09.2019