Ast-Stuber Ernst (1903–1997)

Aus Chamapedia

Portrait von Ast-Stuber Ernst (1903–1997)
Portrait von Ast-Stuber Ernst (1903–1997)

Vorname: Ernst
Nachname: Ast-Stuber
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 12. Oktober 1903
Geburt­sort: Schweizerhalle BL
Todes­datum: 17. März 1997
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Gärtner

Ernst Ast war als Obergärtner auf dem Schloss St. Andreas tätig und wohnte unterhalb der Schlosshalde im schlosseigenen Gärtnerhaus.



Im Turmhaus im Schlosspark wächst Ernst Ast auf
Ernst Ast im Alter von 20 Jahren mit Krawatte und Hut, 1923
In der algerischen Wüste (mit unbekannter Frau)
Während den Wanderjahren in Biskra (Algerien)
Ernst in der Fortbildung auf dem Oeschberg
Ernst Ast im Alter von 21 Jahren beim Hafen des Schlosses, 1924
Seine Eltern, Anna Maria und Jakob Ast-Grauwiler
Zurück in Cham, während der Seegfrörni von 1929, zusammen mit Marie
Harte Gärtnerarbeit im Schlosspark
Imposante Arbeiten der Schlossgärtner am Turm des Schlosses
Erholung mit dem eigenen Holzboot auf dem Zugersee
Petri heil! Ernst Ast mit einem selbstgefangenen Hecht
Der Mann mit den grünen Daumen
Zeitlebens ein starker Raucher
Am Ende seines Lebens ist Ernst Ast an den Rollstuhl gebunden


Stationen

1903 Ernst Ast kommt am 12. Oktober als dritter Junge der Familie Anna Maria (1871–1956) und Jakob Ast-Grauwiler (1871–1951) in Schweizerhalle BL zur Welt. Kurz nach der Geburt zügelt die Familie nach Engi GL, wo Ernsts Schwester geboren wird. Jakob bekommt die Stelle als Obergärtner auf der Halbinsel Au im Zürichsee, die Kinder – unter ihnen Ernst – gehen in Wädenswil zur Schule. [1]

um 1916 Während des Ersten Weltkriegs zieht die Familie Ast-Grauwiler nach Cham. Sein Vater Jakob hat die Stelle als Obergärtner von Schloss St. Andreas erhalten und kann mit der Familie im «Turmhaus» im Schlosspark wohnen. [2]

1918 Nach den obligatorischen Schulen beginnt Ernst Ast eine Lehre als Gärtner. Der Lehrmeister ist sein Vater Jakob, sein Lernort der Schlosspark St. Andreas. [3]

1921 Ernst schliesst seine Berufslehre erfolgreich ab. Danach folgen interessante Lehr- und Wanderjahre in Biskra (Algerien) und in Biarritz am Golf von Biscaya. [4]

1926/1927 Ernst Ast besucht die Schule für Obst-, Gemüse- und Gartenbau in Oeschberg BE, die er 1927 mit Diplom-Abschluss abschliesst. Darauf zieht es ihn abermals ins Ausland, er erweitert seine Kenntnisse unter anderem in den Botanischen Gärten von Stuttgart und Paris. [5]

1929 Nach den Wanderjahren kommt Ernst Ast zurück nach Cham, wo er eine Gärtnerstelle im Schlosspark St. Andreas annimmt. Sein direkter Vorgesetzter ist sein Vater und Lehrmeister Jakob Ast-Grauwiler, der nach wie vor als Obergärtner wirkt. Während der «Seegfrörni» im Februar zählt Ast zu den Gründungsmitgliedern des Hockey-Club Cham. [6]

1930 Am 18. August heiratet Ernst Ast Marie Anna Louise Stuber (1903–1986) aus Cham und wohnt mit seinen Eltern im «Turmhaus». Sie haben drei Kinder: René (*1931), Ursulina (*1939, genannt Ursula) und Isabelle (*1940). Ernst Ast ist ein strenger, aber liebevoller und grosszügiger Vater. [7]

1936 Nach der Pensionierung seines Vaters Jakob rutscht Ernst als Obergärtner für den Schlosspark St. Andreas nach. Fortan trägt er die blaue Schürze des Obergärtners, während die Gärtnereiangestellten grüne Schürzen haben. Ernst Ast sorgt mit seinem Gärtnerteam für eine gepflegte, vielfältig bepflanzte Parkanalage, für einen sortenreichen Obst-, Früchte- und Gemüseanbau und für prächtige Blumenkulturen. Ein besonderes Anliegen sind ihm die grossen Rhododendron-Gruppen im Park. [8]

1939 Während des Zweiten Weltkriegs funktioniert Ernst Ast mit seiner Mannschaft den Schlosspark im Rahmen der Anbauschlacht zu einer landwirtschaftlichen Nutzfläche um. [9] Zudem hält man zur Selbstversorgung Schweine, Hühner und zehn Bienenvölker. Ast hilft auch der Gemeinde Cham bei der Erstellung des gemeindlichen Anbauplanes mit. Zudem übernimmt er die vertrauensvolle Aufgabe eines Luftschutzoffiziers und sorgt als Mitglied des Überwachungsdienstes für die nächtliche Verdunkelung der Liegenschaften. [10]

1945 Insgesamt produzieren Ast und seine Mitarbeiter während des Kriegs im Schlosspark 41 Tonnen Speisekartoffeln und 35 Tonnen Heu, aber auch kleinere Mengen Gerste, Mais, Weizen, Hafer, Mohnöl und Rapsöl. [11] Die Honigproduktion wird nach dem Krieg weitergeführt.

1968 Ernst Ast ist 65-jährig und geht in Pension. Er wohnt weiterhin im «Turmhaus» im Schlosspark, nimmt regen Anteil am Dorfleben, geniesst das Gärtnern im eigenen, kleinen Garten und die Pflege von Freundschaften. [12]

1986 Der Hinschied seiner Frau Marie Anna trifft Ernst Ast sehr, doch er findet sich auch alleine zurecht. [13]

1994 Die schwindende Gesundheit macht einen Umzug ins Pflegeheim Ennetsee notwendig. Er behält seinen Lebensmut, freut sich an kleinen Dingen und bleibt vielseitig interessiert. [14]

1997 Ernst Ast-Stuber stirbt am 17. März im Alter von 94 Jahren. [15] Seine Worte waren, als es zu Ende ging: «Seid nicht traurig, wenn ich sterbe, denn ich hatte ein langes, glückliches Leben.» [16]


Blumen für Zürich und Basel

In den Gewächshäusern des Schlossparks führt Ernst Ast die von seinem Vater begonnene Orchideenzucht weiter, vor allem die Sorten Cattleya, Cymbidium, Cypripedium und Oncidium. Orchideen sind damals ein exklusiver Luxus, denn es gibt noch keine billigen Massenimporte aus dem Ausland. Blumengeschäfte in Zürich und Basel lassen sich wöchentlich von der Gärtnerei St. Andreas mit Orchideen beliefern. Wenn hohe Gäste in den Nobelhotels absteigen, gibt es oft Engpässe, so dass die Entfaltung der Blüten mit allen möglichen Tricks manipuliert werden muss – Obergärtner Ast beherrscht diese! [17]


Gedicht

Ernst Asts Tochter Ursula verfasste zu seinem 90. Geburtstag ein Gedicht zu seiner Lebensgeschichte. Zu seiner Zeit in Cham hiess es:

«[…] Zurück vom grossen Abenteuer,
fingst Du für Marie Stuber Feuer.
Ueber 50 Jahre lang,
wart Ihr Euch in Liebe zugetan.
Mit dem Nachwuchs wars nicht schlecht bestellt,
3 Kinder haben sich im Lauf der Zeit zu Euch gesellt.

Auf St. Andreas hast Deines Vaters übernommen
Und als Orchideenspezialist bald internationalen Ruf gewonnen.
Hast mit Hingabe den grossen Park gepflegt
Und prächtige Blumenbeete angelegt.
Die Früchte, Gemüse, die Du gezogen in üppigem Masse,
sie waren schlicht und einfach Klasse.

[…]
Mama und Du führtet stets ein gastlich Haus,
es gab bei Euch so manchen frohen Schmaus.
Oft hat das Fernweh Euch ergriffen;
Per Bus seid Ihr geriest, mit Boeings und mit Schiffen.
Ihr seid am Niagarafall gesessen,
habt im Norden Smorebrod gegessen.

Vor bald 3 Jahren ist Mama leider von uns gegangen,
bewundernswert hast Du Dich aufgefangen.
Tapfer bewältigst Du die täglichen Obliegenheiten,
Besorgst den Garten wie zu jungen Zeiten,
ziehst Gemüse, Beeren und Salat,
so chüschtig fein und delikat. Aber am liebsten klofpst Du einen flotten Jass
mit qualmendem Stumpen bei einem guten Glas.
[…]»

[18]


Würdigung

Ernst Ast war ein Gärtner, Gartenbauer und Botaniker mit Leidenschaft und mit grossem Fachwissen. Zahlreiche Berufskollegen aus der ganzen Schweiz liessen sich von ihm beraten und instruieren. Sein künstlerisches Flair konnte er beim Arrangieren des Blumen- und Pflanzenschmucks in den Räumlichkeiten des Schlosses St. Andreas ausleben, seine grossartigen Dekorationen zierten viele festliche Anlässe. [19]


Einzelnachweise

  1. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  2. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 19.05.2021
  3. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 19.05.2021
  4. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  5. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  6. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  7. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  8. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  9. Ast, Ernst, Bericht über den kriegsbedingten Mehranbau auf St. Andreas 1940–1946, Typoskript, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  10. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  11. Ast, Ernst, Bericht über den kriegsbedingten Mehranbau auf St. Andreas 1940–1946, Typoskript, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  12. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  13. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  14. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  15. Zuger Kalender 1998
  16. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  17. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021
  18. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 18.05.2021
  19. Freundliche Mitteilung von Ursula Odermatt-Ast, Walchwil, 11.05.2021