Villiger Hannah (1951–1997)

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Portrait von Villiger Hannah (1951–1997)
Portrait von Villiger Johanna Franziska (Hannah)

Vorname: Hannah
Nachname: Villiger
Geschlecht: weiblich
Abweichende Namensform: Villiger, Johanna Franziska
Geburts­datum: 9. Dezember 1951
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 12. August 1997
Todes­ort: Auw AG
Beruf: Kunstschaffende
Nachlass: Hannah Villiger Nachlass
VIAF: Kennung des Eintrags zur Person im „Virtual International Authority File (VIAF)“. 76621333
GND: Kennung des Eintrags zur Person in der „Gemeinsamen Normdatei (GND)“. 118905767
Wikidata: Kennung des Eintrags zur Person bei „Wikidata“. Q19841173

Hannah Villiger war eine Bildhauerin und Fotografin. Sie zählte zu den bedeutendsten Schweizer Künstlerinnen ihrer Generation.




Arbeit | Work, 1980
C-print of a polaroid, mounted on aluminium, 100 x 100 cm


Stationen

1951 Hannah Villiger wird am 9. Dezember als «Johanna Franziska» in Cham als Tochter des Adolf (1903–1967) und der Margrith Villiger-Laubacher (1918–1992) geboren. Sie besucht die Schulen in Cham und schliesst an der Kantonsschule Zug mit dem Handelsdiplom ab. Anschliessend besucht sie die Kunstgewerbeschule in Luzern.

1974 Erhält Hannah – noch während der Studienzeit – ihr erstes eidgenössisches Kunststipendium, das ihr erlaubt, während zwei Jahren in Rom frei zu arbeiten. Es entstehen grosse skulpturale Werke.

1977 Hannah Villiger kehrt in die Schweiz zurück, arbeitet als Kellnerin, fotografiert und arbeitet mit Holz und an Plexiglasobjekten. Sie reist länger in die USA.

1980 Hannah erkrankt an Tuberkulose. Daraus folgt ein langer Kuraufenthalt in Davos – «Eine satte Zeit, viel Leere» – arbeitet aber intensiv. Kleine Holzobjekte, Polaroidaufnahmen und Skizzenbücher entstehen.

1981 Hannah Villiger zeigt in der Kunsthalle Basel – unter der Leitung von Jean-Christophe Ammann (1939–2015) – zwölf auf Aluminium aufgezogene Polaroidaufnahmen nebeneinander. In den Jahren 1981/1982 unternimmt Hannah eine Weltreise mit Susann Wyss: Indonesien, Australien, die Fidschi-Inseln und Hawaii. Anschliessend lebt sie neun Monate in Los Angeles.

1983 Zeigt sie erste vergrösserte Polaroidarbeiten mit dem Titel «Skulptural» und beginnt den eigenen Körper als Hauptmotiv zu nutzen.

1985 Zeigt sie in der Kunsthalle Basel auf Aluminium aufgezogene Polaroidarbeiten ihres Körpers. Alle Werke sind ab jetzt in der Regel 123 x 125 cm gross: «Fotos müssen gross sein, damit ich hineinsteigen kann. Ähnlich wie bei Aufnahmen durchs Objektiv.» Die folgenden Jahre sind durch den Aufenthalt an der Cité Internationale des Arts (CIA) in Paris geprägt. Diverse Ausstellungen u.a. in der Galerie Zabriskie in Paris und New York und in der Kunsthalle Basel, sowie in Marseille, Zürich und Dijon. Sie lernt ihren zukünftigen Mann Joe Kébé kennen.

1991 Am 2. April kommt ihr Sohn Yann Abdulaye zur Welt. Im gleichen Jahr stellt sie im Kunsthaus Zug aus.

1992/1993 Sind grössere Werkgruppen in Ausstellungen in Genua, Wien und Toyama JPN zu sehen.

1994 Vertritt Hannah zusammen mit Pipilotti Rist (*1962) die Schweiz an der Biennale in Sao Paolo. Sie präsentiert am sternförmigen Pavillon der Basler Architekten Herzog & de Meuron sechs Körperblöcke.

1992–1996 Hannah Villiger lehrt an der Schule für Gestaltung in Basel. «Wenn du unterrichtest ... bekommst du einen vollkommen anderen Blick für Arbeiten. Ein neues Auge öffnet sich ...»

1997 Hannah erkrankt wieder. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in einem Pariser Spital reist sie in die Schweiz und stirbt am 12. August an Herzversagen.

2023 Das Muzeum Susch GR veranstaltet eine grosse Ausstellung zu Ehren der Chamer Künstlerin; der Titel lautet «Amaze me». [1]


Würdigung

Hannah Villiger war Bildhauerin, ihre Arbeiten Skulpturen und ihr Medium die Fotografie. Anfang der 1980er Jahre begann sie mit der Polaroidkamera den eigenen Körper zu erforschen. Im einsamen, nie abbrechenden Dialog mit sich selber, fotografiert sie sich «so nahe, dass das Pola direkt in den Körper saust». Die ab Polaroid vergrösserten und auf dünne Aluminiumplatten aufgezogenen Farbfotografien entsprechen ihrer Haut: hochsensibel und verletzlich. Während mehr als fünfzehn Jahren hat sie sich durch eine Kameralinse betrachtet, so die eigene Identität ertastet und diese in einem objektivierenden Medium, der Fotografie, als Skulptur reproduziert. «Ein kleines Spiel zwischen dem Ich und dem mir», notiert sie am 20. September 1989 in ihrem Arbeitsbuch.

Als Hannah Villiger im Alter von nur 45 Jahren stirbt, zählt sie zu den bedeutendsten Schweizer Künstlerinnen ihrer Generation. Mit ihrer Rückbesinnung und Zentrierung auf den eigenen Leib hat sie Pionierarbeit geleistet für die Künstlerinnen der 1990er Jahre, für ein selbstbewusstes Anders-Sehen des Objektes Körper aus weiblicher Sicht.


Wichtigste Museen mit Hannah Villiger’s Werken

Kunsthaus Aarau, Kunstmuseum Basel, Kunstmuseum Luzern, Kunstmuseum St. Gallen, Kunsthaus Zug, MAMCO Genève, Centre Pompidou Paris, MOMA San Francisco


Weblink

www.hannahvilliger.com


Fotogalerie

Für alle Bilder gilt: © Hannah Villiger Nachlass

  1. www.muzeumsusch.ch [Stand: 23.01.2023]