Waldisbühl Josef (1844–1888)

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Vorname: Josef
Nachname: Waldisbühl
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 10. April 1844
Geburt­sort: Gisikon LU
Todes­datum: 23. Dezember 1888
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Landwirt, Wirt
Amt: Gemeindepräsident, Gemeinderat, Kantonsrat
Religion: römisch-katholisch
Partei: Freisinnig-Demokratische Partei FDP

Der aus dem Luzernischen zugezogene Josef Waldisbühl arbeitet sich in Cham innerhalb weniger Jahre zum einflussreichen Gastwirt und Lokalpolitiker empor. Mit 32 Jahren wird er Gemeindepräsident und hilft u.a. mit, dass Cham Anschluss an die Zuger Wasserversorgung erhält.



Stationen

1844 Josef Waldisbühl wird am 10. April in Gisikon LU geboren. Sein Vater Bernhard (gest. 1869) betreibt in Gisikon die Obermüli, eine Mühle mit Landwirtschaftsbetrieb. [1]

1860er Jahre Josef Waldisbühl kommt nach Cham, wo er als Landwirt tätig ist. Im Militär wird er Hauptmann. [2]

1875 Waldisbühl kauft am 7. Januar das Wirtshaus zur «Linde» im Kirchbühl (später Schulhausstrasse 8) von den Gebrüdern Jakob und Alois Stuber. [3] Er führt das Wirtshaus aber wohl nur noch für eine kurze Zeit weiter. Jedenfalls ist Waldisbühl in Cham beliebt. «Durch sein leutseliges, immer massvoll gehaltenes Auftreten gewann er sich, namentlich als Offizier, allgemeine Anerkennung und Beliebtheit.» [4] Dies sind ideale Voraussetzungen für eine politische Laufbahn.

1877 Waldisbühl nimmt innerhalb von fünf Monaten je ein Mandat in der kantonalen Legislative und in der kommunalen Exekutive an: Am 7. Januar wird er für die Liberalen in den Kantonsrat (bis 1885) und am 10. Juni in den Chamer Gemeinderat (bis 1879) gewählt. [5] Bei den Nachwahlen vom 24. Juni erhält Waldisbühl 237 von 451 Stimmen, das absolute Mehr liegt bei 225 Stimmen. Es wird ein kompletter Wahlsieg für die Liberalen, da auch Josef Stuber-Stutz (1844–1932) mit 232 Stimmen den Einzug in den Gemeinderat schafft. Die Konservativen haben das Nachsehen. [6]

1877 Am 14. Mai wird im Kirchbühl die Scheune von Waldisbühl durch einen Brand zerstört. Das liberale Zuger Volksblatt vermutet Brandstiftung «von ruchloser Hand» im Vorfeld der gemeindlichen Wahlen. Die gleiche, zur Liegenschaft zur «Linde» gehörige Scheune hatte schon 1871 gebrannt. [7]

1879 Bei den nächsten Kantonsratswahlen erreicht Waldisbühl mit 266 Stimmen das erneut beste Resultat. [8]

1880 Nach knapp vier Jahren stellt sich Waldisbühl der Wahl für das Gemeindepräsidium. Am 28. November wird er zum Gemeindepräsident von Cham gewählt. Er bleibt acht Jahre im Amt, bis 14 Tage vor seinem Tod. [9]

1882 Josef Waldisbühl kommt als Gemeindepräsident offenbar gut an und holt auch in der konservativen Wählerschaft Stimmen. Bei den Erneuerungswahlen erhält er 336 von 349 abgegebenen Stimmen. [10]

1886 Waldisbühl übernimmt ein weiteres Amt: Er wird Ersatzmann am Kassations- und Revisionsgericht (bis 1888). [11]

1887 Das wichtigste Geschäft in Waldisbühl’ zwei Amtszeiten ist sicher der Aufbau einer eigenen Wasserversorgung. Die Chamer Industrie und das Gewerbe sind an einem Anschluss an die Wasserversorgung Zug interessiert. Neben der Trinkwassersicherheit und Verbesserung des Brandschutzes bietet die neue Hochdruckwasserversorgung auch die interessante Möglichkeit, Wassermotoren und -turbinen zum Antrieb beliebiger Maschinen einzusetzen. Die Unternehmen wären so weniger vom Standort direkt an einem Fliessgewässer abgängig. Ein Komitee unter der Führung von Anglo-Swiss-Direktor David Page (1844–1903), Hieronymus Baumgartner (1850–1929) und Kantonsrat Heinrich Wiss (1854–1935) handelt mit der Wasserversorgung Zug einen Liefervertrag aus. Am 26. April wird der «Wasserversorgungs-Vertrag» zwischen Zug und Cham unterzeichnet. Die Wasserversorgung Zug zieht ihre Leitungen, die bis anhin im Gebiet Chollermüli enden, weiter bis nach Cham. Somit erhält Cham Trinkwasser aus Zug und eine funktionierende Versorgung mit fliessendem Wasser. [12] Am 27. November wird ein grosses «Wasserfest» gefeiert. Rund 450 Gäste treffen auf dem Dampfschiff im Hirsgarten ein und bestaunen die Darbietungen der Feuerwehr Cham. Das Festbankett für 100 Gäste geht im «Raben» über die Bühne. [13]

1888 Am 26. Juni wird der angesehene Waldisbühl an der Generalversammlung der Sparkassagesellschaft Zug zu deren Präsident gewählt. [14] Und dies, obwohl er an einer «tückischen Krankheit» leidet. Bei den kommunalen Wahlen in Cham tritt er nicht mehr an. Am 9. Dezember wird Hieronymus Baumgartner (1850–1929) als sein Nachfolger zum Gemeindepräsident gewählt.

Bei den Kantonsratswahlen vom 16. Dezember lässt sich Josef Waldisbühl trotz Krankheit aber noch einmal aufstellen: Er wird mit dem besten Resultat – 383 Stimmen – wiedergewählt. [15] Doch eine Woche später, am 23. Dezember, stirbt Waldisbühl. Rasch verbreitet sich die Kunde vom Tod des «allgemein beliebten Präsidenten». Er wird nur gerade 48 Jahre alt. [16]


Der Streit ums Gemeindehaus 1875

Das alte Chamer Schulhaus von 1855. Ab 1917 dient es als Gemeindehaus

Wie die anderen Zuger Gemeinden erhält auch Cham 1874 eine neue Gemeindeorganisation. Die alte Einheitsgemeinde wird in eine Einwohner-, eine Bürger- und eine katholische Kirchgemeinde aufgeteilt. In der Einwohnergemeinde sind nun auch die Niedergelassenen aus anderen Kantonen stimmberechtigt. In Cham entzündet sich bei der Ausscheidung der Gemeindegüter ein Streit um die Zuteilung des Gemeindehauses, das die alte Einheitsgemeinde 1855 u.a. für die Nutzung als Schulhaus gekauft hatte. Das Gemeindehaus soll an die neu geschaffene Bürgergemeinde gehen, was den Einwohnern ohne Bürgerrecht nicht passt. Nachdem die Gemeindeversammlung am 7. Februar das Gemeindehauses dem Bürgergut zugewiesen hat, lädt am 14. Februar eine Gruppe Niedergelassener «sämmtliche steuerpflichtige Niedergelassene» zu einer Versammlung in der «Linde» von Josef Waldisbühl ein, um über diesen Beschluss zur Ausscheidung der Gemeindegüter zu beraten. [17] 80 Personen folgen dem Aufruf. [18]

Der Zuger Regierungsrat weist die Liegenschaft vorerst der Bürgergemeinde zu. Dagegen wehren sich freisinnige Kreise um Heinrich Vogel-Saluzzi (1822–1893). 1879 kommt die Zuger Regierung auf ihren Entscheid von 1875 zurück und spricht das Gemeindehaus der Einwohnergemeinde zu. Josef Waldisbühl dürfte die Affäre genutzt haben. Er wird in der ganzen Gemeinde bekannt. [19]


Einzelnachweise

  1. Zuger Volksblatt, 23.06.1869
  2. Zuger Volksblatt, 29.12.1888
  3. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1869–1929), 1. Band
  4. Zuger Volksblatt, 26.12.1888, 29.12.1888
  5. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  6. Zuger Volksblatt, 27.06.1877
  7. Zuger Volksblatt, 16.05.1877
  8. Neue Zuger Zeitung, 27.12.1879
  9. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  10. Zuger Volksblatt, 27.12.1882
  11. Neue Zuger Zeitung, 08.05.1886. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  12. Steiner, Hermann et al., Wasser und Feuer. 100 Jahre Feuerwehr Cham 1888–1988, Cham 1988, S. 11f. Leutenegger, Hajo, 1892–1992 100 Jahre Aktiengesellschaft Wasserwerke Zug, Zug 1992, S. 11
  13. Zuger Nachrichten, 30.11.1887
  14. Zuger Volksblatt, 30.06.1888
  15. Zuger Volksblatt, 19.12.1888
  16. Zuger Volksblatt, 26.12.1888
  17. Zuger Volksblatt, 13.02.1875
  18. Zuger Volksblatt, 17.02.1875
  19. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 38